Besprechung
Der aus Italien stammende und in Wien tätige Komponist Antonio Salieri (F. Murray Abraham) scheint dem Wahnsinn verfallen. Er klagt, dass er Wolfgang Amadeus Mozart (Tom Hulce) umgebracht habe. Er wird in ein Sanatorium eingewiesen. Hier berichtet er einem Priester (Richard Frank) seine Geschichte in einer Rückblende.
Salieri war in Wien Hofkomponist von Kaiser Joseph II (Jeffrey Jones). Salieri wollte schon als kleiner Junge Musiker werden. Er wollte, dass Gott ihm Talent gebe und durch ihn spräche. Wie es scheint, hat das geklappt. Bis eines Tages das Wunderkind Mozart in Wien auftaucht. Mozart ist ein vulgärer Kerl, der sich an keine Sitten zu halten scheint, unhöflich ist und doch ein Genie. Salieri ist verzweifelt. In seinen Augen spricht Gott aus diesem ekligen Empörling. Der Hofkomponist sieht Mozart als seinen Feind an.
Da Mozart zwar genial ist, heißt das noch lange nicht, dass er in Geld schwimmt. Er versucht Musikunterricht zu geben, doch nicht nur, wird er gemieden, Mozart kann auch sein Talent nicht an Stümper verschwenden. Der Kaiser gibt ihm den Auftrag eine Oper zu schreiben. Man ist zunächst nicht angetan, als man hört, dass Mozart „Die Entführung aus dem Serail“ schreibt. Doch das Genie kann den Kaiser überzeugen. Leider ist der zwar musikinteressiert, aber nicht begabt. Er erkennt nicht die Genialität der Oper. Sie habe zu viele Noten, so der Kaiser. Salieri muss stumm anerkennen, dass Mozart ein wunderbares Stück Musik abgeliefert hat. Wie kann Gott nur so grausam sein? Alle weiteren Aufträge, die Mozart erhält, boykottiert Salieri heimlich.
Meinung von Nils
Ich erinnere mich noch, als der Film herauskam und später, als er acht Oscars einheimste, da wurde ein riesiger Rummel um diesen Film gemacht. Es sollte über 30 Jahre dauern, bis ich den Film sah. Das ist wieder einmal ein Fall von "Warum habe ich den bloß nicht früher gesehen?". Das ist guter Stoff.
Der Film basiert auf dem gleichnamigen Broadway-Stück, geschrieben von Peter Shaffer. Shaffer und Regisseur Milos Forman haben das Theaterstück in viermonatiger Arbeit zu einem Filmdrehbuch umgeschrieben. Es gab zum Theaterstück ein paar Abänderungen. Der Film hat zur Realität einige Abänderungen mehr. Also eigentlich viele. Natürlich bedient er sich der Figur Mozarts, es werden überlieferte Fakten verarbeitet. Die Geschichte ist jedoch keine echte Biografie.
Da ich nicht so tief in der Lebensgeschichte des Wolfgang Amadeus Mozart steckte, wusste ich das nicht und konnte den Streifen voll genießen. Und es ist eine Geschichte, die man genießen kann, die Spaß bringt, die fesselt, fasziniert und bewegt. Mozart wird als ordinärer, vergnügungssüchtiger Kerl dargestellt. Der Komponist soll eine "seltsame Lache" gehabt haben. Tom Hulce lacht unglaublich schrecklich. Die Lache steht im krassen Kontrast zum Genie Mozarts. Sein Lachen klingt leicht debil.
Mozart steht nicht 100%-ig im Vordergrund. Es ist eher die Rolle des Antonio Salieri, die deutlich im Fokus steht. Wir sehen F. Murray Abraham als einen Mann, der in der Musik etwas Göttliches sieht. Er glaubt, Gott habe ihn mit der Gabe schöne Musik zu machen gesegnet. Dann kommt dieser Fatzke Mozart daher. Der hat so rein gar nichts Göttliches an sich. Dennoch spricht, so muss Salieri feststellen, Gott durch den Schnösel aus Salzburg.
Mozart selber bekommt gar nichts davon mit, dass er in Salieri einen Feind hat. Er lebt einfach vor sich hin, schreibt Musik, die ihn unsterblich macht und erfreut sich am Schreiben. Mozart ist verheiratet mit Constanze (Elizabeth Berridge), die für ihren "Wolferl" alles machen würde. Doch das Musikgenie verlangt ihr über die Jahre sehr viel ab. Mozart hat über seine Verhältnisse gelebt, das zeigt der Film. Auch wenn Amadeus aus dramaturgischer Sicht einiges überhöht, wirkt es glaubwürdig und macht die Geschichte rund.
F. Murray Abraham hat für seine Darstellung den Oscar als bester Hauptdarsteller erhalten. Darüber hinaus hat der Film noch sieben weitere Oscar-Auszeichnungen erhalten, darunter auch für den besten Film. Das Spiel von Abraham ist wahrlich einen Preis wert. Tom Hulce war ebenfalls nominiert, aber es kann nur einen Gewinner in der Kategorie geben. Salieri steht eben einen Tick mehr im Lampenlicht. Lustigerweise – war vorhersehbar – haben die Kompositionen des Salieri nach dem Film wieder mehr Aufmerksamkeit erwecken können.
Der Film hat keinen Soundtrack. Warum auch? Für die musikalische Untermalung hat man einfach die Musik von Mozart genommen. Der britische Dirigent Sir Neville Marriner übernahm die künstlerische Leitung. Irgendwer musste ja die Musik einspielen. Marriner ließ sich auf dieses Projekt nur unter der Bedingung ein, dass nicht eine Note von Mozarts Werk für den Film verändert würde. Regisseur Milos Forman und Produzent Saul Zaentz hatten damit natürlich keine Probleme. Warum auch?
Amadeus ist ein brillant gemachter und hervorragend gespielter Film. Er bringt uns das Genie Mozart näher, nimmt sich dabei aber auch genug künstlerische Freiheiten heraus, um ein tolles Filmerlebnis zu schaffen. Heute bedauere ich es, dass ich den nicht im Kino gesehen habe. Okay, ich hätte den Film damals auch nicht toll gefunden, aber wenn der jetzt noch einmal im Kino liefe, wäre ich dabei.