Besprechung
Es ist der 6. Juni, 6 Uhr morgens in Rom. Der US-Botschafter Robert Thorn (Gregory Peck) erhält die schreckliche Nachricht, dass sein Sohn kurz nach der Geburt gestorben ist. Roberts Frau Katherine (Lee Remick) hatte sich so sehr auf das Kind gefreut. Ein Priester spricht Robert an und bietet ihm einen anderen Jungen an. Der ist zur gleichen Zeit geboren worden wie Roberts Sohn, allerdings ist seine Mutter gestorben. So schmuggelt Robert seiner Frau ein fremdes Kind unter.
Die Thorns ziehen nach London um. In einem schönen Landhaus vor London wächst Damien (Harvey Stephens) auf. Der kleine Junge hat eine schöne Kindheit. An seinem fünften Geburtstag bringt sich sein Kindermädchen auf brutale Weise vor den Augen aller Gäste um. Der Fotograf Keith Jennings (David Warner) ist, wie viele andere Fotografen auch, bei der Party anwesend. Nach diesem schrecklichen Vorfall steht wenige Tage später Mrs. Baylock (Billie Whitelaw) in der Tür. Sie wurde „von der Agentur“ geschickt und will den Thorns in diesen schweren Stunden helfen.
Während Mrs. Baylock immer mehr die Beschützerfunktion für Damien übernimmt, wird Robert von dem Priester Brennan (Patrick Troughton) aufgesucht. Brennan will Robert warnen. Nach Brennans Meinung haben die Thorns den Antichrist adoptiert. Robert nimmt das Geschwafel des Mannes nicht ernst. Erst als Brennan von einer Kirchturmspitze aufgespießt wird und der Fotograf Jennings sich bei Robert meldet, fängt der allmählich an die Geschichte zu glauben.
Meinung von Nils
Das Omen ist auf seine Weise ein ganz besonderer Film. Das liegt vor allem daran, dass Regisseur Richard Donner seinen Film selber nicht als Horrorfilm sieht. Ihm war wichtig, dass Das Omen in der Realität verwurzelt ist. Er hat Autor David Seltzer beauftragt, alles was an Hexerei und behufte Dämonen erinnern konnte, aus seinem Film zu verbannen. Laut Donner ist Das Omen ein Thriller.
Für die meisten Menschen ist Das Omen aber sehr wohl ein Horrorfilm. Oberflächlich ist es absolut klar, dass Damian tatsächlich der Sohn des Teufels ist. Kurz bevor sich das Kindermädchen umbringt, taucht ein Rottweiler auf. Der scheint eine besondere Bindung zu Damian zu haben. Keine Frage, das ist ein Höllenhund, der auf Satans Sohn aufpassen soll. Schon in den ersten Minuten wissen wir, dass auch Mrs. Baylock eine Gesandte des Teufels ist. Mann, ist die kalt und gruselig.
Die Prophezeiungen von Vater Brennan sind ebenfalls ein Zeichen dafür, dass wir es hier mit dem Übersinnlichen zu tun haben. Jennings muss in seinen Fotos Vorboten des Todes von dem Kindermädchen und vom Priester erkennen. Zunächst kann er sich keinen Reim darauf machen, doch dann wird es klar. Das ist dann auch der Moment, in dem er Robert aufsucht.
Das Omen ist ruhig und doch unheimlich. Die gregorianischen Sänge von Komponist Jerry Goldsmith unterstreicht das Grauen. Was wir im Hintergrund hören, scheint in die Richtung kirchlicher Chorgesang zu gehen, doch die Texte preisen unter anderem den Teufel. Was zum ... das soll nicht Horror sein!? Laut Donner nicht.
Donner, der zuvor hauptsächlich nur fürs Fernsehen gearbeitet hat und der nur durch einen Zufall die Chance bekam, die Regie in diesem Film zu übernehmen, startete mit Das Omen seine Karriere voll durch. Der Film schlug ein wie eine Bombe. Danach standen die Leute Schlange bei ihm. Nur so erhielt er zum Beispiel die Möglichkeit Superman zu drehen. Einfach, weil plötzlich jeder wollte, dass Donner ihm die Millionen bescherte.
Für Donner ist der Streifen also ein Thriller. Er sieht es so, dass alles, was wir sehen, einfach nur dumme, unglückliche Zufälle sind. Da schlägt ein Blitz in einen Kirchturm ein und die Kirchenspitze spießt einen Pfarrer auf – ja, kann ja mal passieren. Eine Mutter, die auf einem Tisch steht, der von ihrem Sohn auf seinem Dreirad angefahren wird und sie über eine Brüstung in Tiefe stürzt: ein normaler Unfall. Wenn Robert sie anruft und ihr sagt, sie solle unverzüglich zu ihm kommen und niemandem vertrauen, dann eine Krankenschwester zur Tür reinkommt und Katherine vor Schreck aus dem Fenster fällt: ein Unfall.
Robert, gebeutelt von den vielen Un- und Zufällen, droht irgendwann verrückt zu werden und bekommt Wahnvorstellungen. So sieht es Donner zumindest. Und wenn man das liest, kann das wirklich so sein. Ob Thriller oder Horror, Das Omen ist gut gemachte, unheimliche Unterhaltung.
Brisant an dem Film: Gregory Peck war an dem Punkt in seinem Leben, wo er die Schauspielerei aufgeben wollte. Sein Sohn hatte sich kurz zuvor das Leben genommen und Peck steckte in einer tiefen Depression fest. Die Leute vom Studio hatten die Rolle bereits anderen Schauspielern angeboten – irgendwie scheint Peck oft nicht die erste Wahl gewesen zu sein – und nun zögerten sie, Peck diese Rolle anzubieten. Kein Wunder, handelt die Geschichte doch von einem Mann, der seinen Sohn verloren hat und später seinen Adoptivsohn umbringen soll. Peck nahm an und es soll ihm geholfen haben, aus seiner Trauer und aus einer drohenden Beendung seiner Karriere zu helfen.
Mrs. Baylock taucht wie aus dem Nichts auf, um der Familie bei der Erziehung zu helfen. Viele bezeichnen sie deshalb auch als Anti-Mary Poppins. Der Gedanke kam mir beim Anschauen nicht unbedingt, klingt aber nach einem spannenden Vergleich. Sie ist auch diejenige, die den gefährlichen Rottweiler ins Haus lässt. Übrigens war es wohl nicht leicht mit diesem Tier zu arbeiten, da der Hund ständig knuddeln und Hände lecken wollte.
Richard Donner war mit dem ersten Schnitt des Films überhaupt nicht zufrieden. Stuart Baird, der zweite Editor, konnte Donner dazu überreden, den Streifen Stück für Stück neu zu betrachten und neu zu schneiden. Mit dem Ergebnis war der Regisseur dann auch zufrieden und damit mit seinem eigenen Film wieder versöhnt. Das Omen hatte eigentlich ein anderes Ende. Zum Schluss sollte man drei Särge sehen. Fox machte noch einmal Geld locker und Fox-Chef Alan Ladd jr. kam mit der Idee daher, dieses neue, weitaus düstere Ende zu drehen. Danke dafür.
Apropos 20th Century Fox. Das Filmstudio war vor Das Omen kurz vor dem Bankrott. Der Film hatte einen so großen Erfolg und es wurde so viel Geld in die Studiokasse gespült, dass man auch ein kleines Projekt namens Krieg der Sterne hat angehen können. Ohne Das Omen hätte es also nicht Star Wars gegeben. Wow. George Lucas soll sich an Donner gewandt haben, weil er den genialen Kameramann haben wollte. Gilbert Taylor hieß der Mann und er sollte auch bei Krieg der Sterne hinter der Kamera sitzen.
Das Omen sollte man mal gesehen haben.