Filmplakat Knowing

5,5/10

"Ich glaube: Die Scheiße passiert einfach." — Knowing, 2009

Knowing

Besprechung

1959 werden die Kinder einer Grundschule aufgefordert, Bilder von der Zukunft zu malen. Diese Bilder werden dann in einer Zeitkapsel begraben und in 50 Jahren wieder ausgegraben. Alle Kinder malen Raketen und Roboter, nur die kleine Lucinda (Lara Robinson) schreibt ihr Blatt voll mit Zahlenkolonnen. Dieses Blatt Papier bekommt bei der 50-Jahresfeier Caleb Koestler (Chandler Canterbury) ausgehändigt. Verständlich, dass der eher enttäuscht ist. Seit er das Papier in der Hand hielt, hört der Junge von Zeit zu Zeit Stimmen.

Caleb bringt das Blatt Papier mit den Zahlen mit nach Hause. Hier wohnt Caleb mit seinem Vater John (Nicolas Cage) alleine, nachdem die Mutter bei einem Feuer ums Leben kam. John arbeitet am MIT als Professor für Astrophysik. John entdeckt in der Zahlenreihe eine Kombination, die ihn aufmerken lässt. Es stellt sich heraus, dass das kleine Mädchen vor 50 Jahren die Daten von Unfällen samt deren Anzahl an Toten notiert hat. Mit dieser Entdeckung geht John zu seinem Kumpel Phil Beckman (Ben Mendelsohn), der Kosmologie lehrt. Phil tut das alles als reinen Zufall ab.

Erst als John die restlichen Zahlengruppen als Koordinaten identifiziert, wird es auch für Phil zu unheimlich. John will mehr über das Mädchen herausfinden und geht zu dessen Tochter Diana (Rose Byrne). Die lebt zusammen mit ihrer Tochter Abby (Lara Robinson). Abby hört ebenfalls Stimmen. Diana ist zunächst extrem skeptisch, fängt mit der Zeit jedoch an daran zu glauben, dass hier etwas Großes vor sich geht. Die kleine Lucinda hat vor 50 Jahren noch drei schreckliche Vorfälle vorhergesehen. Dann hören die Zahlen auf …

Meinung von

Die Apophänie bezeichnet das Phänomen in Dingen, die willkürlich zu sein scheinen, einen Sinn zu sehen. John sieht in den Zahlen, die vor 50 Jahren niedergeschrieben wurden, einen Sinn. Der Astrophysiker erkennt, dass ein kleines Mädchen offensichtlich alle großen Unfälle oder auch Anschläge vorhergesehen hat, die noch kommen sollten. Datum, Anzahl der Toten und die Koordinaten, wo das Ereignis stattfindet. Das mit den Koordinaten muss John erkennen, als er sich mitten in einem der genannten Krisengebiete befindet.

Bis dahin lässt Knowing (im deutschen Titel wurde das i durch eine 1 ersetzt, ich weigere mich aber diesen blöden Kunstgriff anzuwenden) einem einen wohligen Schauer über den Rücken laufen. Wir mögen solche Zufälle, die sich dann doch nicht als Zufälle herausstellen. Ist unser Leben eine chaotische, zufällige Ansammlungen von Aktionen und Reaktionen? Oder ist alles vorherbestimmt und in Stein gemeißelt? Wir wollen, dass wir selbst über unser Leben bestimmen können. Dass alles auf einem großen Plan geschrieben steht, missfällt uns. Knowing zeigt uns aber genau diese Form der Realität und das lässt uns schaudern.

Der Film hat auch ein bisschen was von der TV-Serie Akte X: mysteriös und unheimlich. Caleb hört nicht nur Stimmen und hat eine schreckliche Vision. Der Junge sieht auch seltsame Gestalten im Wald um das Haus herum. Schwarz gekleidete Männer mit blasser Haut und hellen Haaren stehen, beobachten und manchmal reden sie auch mit Caleb. Das findet Vater John natürlich nicht lustig und versucht seinen Sohn zu beschützen.


Als dann ungefähr 45 Minuten vor dem Ende klar wird, was es mit den Prophezeiungen von Lucinda auf sich hat, nämlich dass die Welt untergehen wird, wundert man sich schon ein wenig. Da wird Spannung aufgebaut, ein Mysterium nach dem anderen in den Ring geworfen und dann heißt es: Fuck, morgen geht die Welt unter. Hier ist die Erklärung. Fertig. Wie bringen wir jetzt die restlichen 45 Minuten noch rum?

Mit einer eher aussichtslosen Rettungsaktion. Wir lernen, dass ein koronaler Massenauswurf, also eine Sonneneruption gigantischen Ausmaßes, die Welt am kommenden Tag zerstören wird. Das ist nicht ein Komet wie in Deep Impact, wo sich die Erde verändert. Hier bleibt nichts von der Welt, in der wir leben, übrig. Die Strahlung, die von der Sonneneruption ausgeht, zerstört die Ozon-Schicht und brennt alles Leben in Sekunden weg. Das war's dann mit der Menschheit.

Die letzten 45 Minuten gehen damit drauf, dass John und Diana eine Zuflucht suchen. Vielleicht könnte man in einer Höhle, tief unter der Erde überleben? Der Film nimmt eine biblische Wende. Die düsteren Gestalten, die Caleb und Abby "belagern", stellen sich als Aliens heraus, die "Auserwählte" (alles Kinder) auf einen anderen, neuen Planeten bringen wollen. Als die dann ihre wahre Gestalt zeigen, sehen wir sowas wie Flügel. Also sollen die Besucher von einem anderen Stern Engel sein. Der Film wird gen Ende – sagen wir, wie es ist – blöd. Zwar kann es noch ein wenig Drama geben, wenn John erfahren muss, dass er seinen Sohn ziehen lassen muss und definitiv in den nächsten Stunden sterben wird. Aber selbst das wird zunichte gemacht, wenn am Ende Caleb und Abby von den Aliens auf einem tollen Planeten ausgesetzt werden und die auf einen prächtigen Baum zulaufen. Adam und Eva im Paradies, die auf den Baum der Erkenntnis zulaufen? Oh Mann ...

Nicolas Cage ist je dafür bekannt, dass er gerne übertreibt beim Schauspiel. In Knowing spielt er jedoch angenehm unaufgeregt. Rose Byrne spielte übrigens zwei Jahre zuvor in Sunshine schon einmal in einem Film mit, bei dem die Sonne für den Untergang der Welt verantwortlich war.

Knowing bringt die erste Hälfte Spaß, verliert dann aber in der zweiten Hälfte enorm.

Einen habe ich noch: Die Welt steht kurz dem Untergang. Menschen sind in Panik, in den Straßen herrschen Aufstände, Plünderungen, Chaos. John hat gerade irgendwo im Wald seinen Sohn an Außerirdische abgegeben und fährt zu seinen Eltern. a) Wie es scheint, ist John der Einzige, der mit dem Auto fährt? Und b) Wie wahrscheinlich ist es, dass er in all dem Durcheinander seinen alten Kumpel Phil samt Frau am Straßenrand stehen sieht? Aua. Und noch einmal: Aua.

Das Ende macht den Film leider wieder schlecht.