Filmplakat Terminal

7,5/10

"Dieses Land sperrt so viele Leute ein, dass schon nirgendwo mehr Platz ist." — Terminal, 2004

Terminal

Besprechung

Während Viktor Navorski (Tom Hanks) nach New York fliegt, bricht in seiner Heimat Krakozhia ein Krieg aus. Der Einsatzleiter der Bereiche Zoll und Grenzschutz am JFK-Flughafen, Frank Dixon (Stanley Tucci), muss Viktor klar machen, dass der nun staatenlos ist. Da die Regierung in Krakozhia gestürzt ist, wurden Viktor die Reiseprivilegien und das Visum entzogen. Und nun? Nun darf Viktor nicht nach Amerika. Er darf aber auch nicht in ein Flugzeug steigen und zurückfliegen. Viktor muss in der internationalen Transit-Lounge des Flughafens bleiben.

Dixon dachte, dass dieser Mann aus dem fernen Land, der offensichtlich kein Englisch spricht, heimlich abhauen würde. Damit hätte Dixon dann auch kein Problem mehr. Wäre Viktor auf amerikanischem Boden gefasst worden, hätten sich andere Behörden darum kümmern müssen. Dixon steht vor einer Untersuchung, weil seine Beförderung ansteht. Aber Viktor geht nicht vom Flughafengelände herunter. Man hat ihm gesagt zu bleiben, also bleibt er. Am Gate 67 hat sich Viktor häuslich eingerichtet. Sehr zum Ärger von Dixon.

Die Zeit geht ins Land und Viktor findet immer wieder einen Weg sich irgendwie durchzuschlagen. Er findet sogar Freunde. Da ist der Catering-Angestellte Enrique Cruz (Diego Luna), der in die Beamte Dolores Torres (Zoe Saldana) verliebt ist. Und dann ist da noch Mulroy (Chi McBride), der in der Gepäckabwicklung arbeitet, sowie der Hausmeister Gupta Rajan (Kumar Pallana). Außerdem lernt Viktor die Flugbegleiterin Amelia Warren (Catherine Zeta-Jones) kennen. Das ist im Grunde ein reiches Leben, aber es findet nur am Flughafen statt. Dixon ist absolut sauer. Zudem will er wissen, was in der Dose ist, die Viktor all die Zeit mit sich herumschleppt.

Meinung von

Nach Der Soldat James Ryan und Catch Me if You Can ist Terminal die dritte Zusammenarbeit von Steven Spielberg und Tom Hanks. Spielberg, der sehr genau weiß, wie man Emotionen auslöst, nimmt eine Geschichte, die von einer wahren Begebenheit inspiriert wurde und stellt einen sympathischen Hanks vor die Kamera. Für Terminal hat die Produktionsfirma DreamWorks die Rechte an der Geschichte des iranischen Flüchtlings Merhan Nasseri aufgekauft. Der war 1988 in Frankreich unter ähnlichen Umständen gestrandet und wohnte auf dem Flughafen.

Hanks spielt den osteuropäischen Touristen, der von den Geschehnissen in seinem Heimatland überrascht wird. Er spricht kein Englisch, als man ihm erklärt, was in Krakozhia passiert ist, versteht er das nicht. Erst als er Fernsehbilder sieht, bricht eine Welt zusammen. Was ist da passiert? Viktor ist vollkommen alleine in einem fremden Land. Niemand unterstützt ihn. Man schiebt ihn ab und Viktor muss mit seinen Sorgen und Ängsten alleine durchkommen.

Schön an Treminal ist, dass der Film Viktor nicht als Opfer darstellt. Das entspricht auch gar nicht der Natur von Viktor. Wir lernen nicht viel über den Touristen. Er scheint handwerklich begabt zu sein. Er bringt sich selber die englische Sprache bei. Viktor weiß, wie er legal an Geld kommt, um sich Essen zu besorgen. Der Flughafen wird seine Welt. Das inszeniert Spielberg warmherzig, wie man das von ihm zum Beispiel aus E.T. - Der Außerirdische kennt. Wenn wir Viktor zuschauen, wie er sein Leben in den Griff bekommt, wie Zufälle ihm helfen, dann bleibt schon mal das eine oder andere Auge nicht trocken.

Hanks spielt Viktor liebenswert. Er hat einen tumben, schrägen Gang am Leibe, ist aber nicht dumm. Er ist gesetzestreu. Das ärgert Dixon ungemein. Dixon hat lange am Flughafen gearbeitet und ihm wurde eine Beförderung in Aussicht gestellt. Seine Evaluation soll nicht durch Viktor vermasselt werden. Stanley Tucci hat schon verrückte Showmaster (Die Tribute von Panem) oder Monster (In meinem Himmel) gespielt. Sein Dixon ist ehrgeizig, ruhig und sehr gut in seinem Job. Er ist nicht böse, aber doch auf seinen Vorteil bedacht und manchmal lässt er den menschlichen Faktor missen. So auch wenn ein anderer Osteuropäer Medizin für seinen kranken Vater ausführen will. Hier findet Viktor, der als Übersetzer fungiert, eine Lösung, die Dixon nicht schmeckt. Dixon rastet aus, weil Viktor Regeln gegen ihn einsetzt und damit gleichzeitig bricht. Dixon ist jedoch nicht der klassische Böse, den ein Film normalerweise braucht.

Terminal benötigt auch keinen Bösewicht. Wir beobachten Viktor, wie er gegen ein System zu überleben versucht. Ganz nebenbei schleicht er sich in unsere Herzen ein. Viktor tut Gutes, was auch auf dem Flughafen nicht unbemerkt bleibt. Weil man wohl irgendwie noch ein bisschen Romanze ins Rezept mischen wollte, tritt Zeta-Jones auf. Sie nervt nicht, bringt die Geschichte von Viktor aber auch nicht viel weiter. Es gab ein Ende, bei dem die Beiden zusammenkommen, man entschied sich für das Ende, das im Film zu sehen ist – und auch so gut ist.

Der Streifen hat eine Kameraführung, die oft aus der Vogelperspektive auf Viktor herabschaut – fast wie eine der Überwachungskameras von Dixon. Außerdem weiß Spielberg in Terminal sein MacGuffin gut einzusetzen. Die Dose Erdnüsse, die Viktor immer mit sich herumträgt, ist ein klassischer MacGuffin. Wir wissen lange nicht, was diese Dose soll. Dixon fragt sich das auch immerzu. Irgendwann bei einem Kartenspiel mit seinen drei Freunden meint Viktor, das sei Jazz. Aber darunter können wir uns nichts vorstellen. Erst am Ende lernen wir, dass die Dose ein Versprechen an seinen verstorbenen Vater ist. Und um das einzulösen, lohnt es sich auch über neun Monate auf einem Flughafen zu leben.

Das ist eine sehr schöne Geschichte. Warmherzig umgesetzt. Damit ist Terminal ein sehr schöner Bestandteil Spielbergs Schaffens.