Filmplakat Der Nebelmann

6/10

"Die dümmste Sünde des Teufels ist die Eitelkeit." — Der Nebelmann, 2017

Der Nebelmann

Besprechung

Im südtiroler Örtchen Avechot verschwindet die Teenagerin Anna Lou Kastner (Ekaterina Buscemi). Sonderermittler Vogel (Toni Servillo) kommt mit seinem Gehilfen Borghi (Lorenzo Richelmy) in diesen abgelegenen Ort. Vogel ist bekannt dafür, dass er die Medien in seine Untersuchungen mit einbezieht. Die Untersuchungen gehen zunächst schleppend voran. Vogel setzt gezielt auf Bilder, die sich in den Medien gut machen und erhofft sich so, dem Täter näher zu kommen.

Erster Verdächtiger ist der schweigsame Mattia (Jacopo Olmo Antinori), der ein heimlicher Bewunderer von Anna Lou ist. Er hat das rothaarige Mädchen oft unbemerkt gefilmt. Vogel schließt den Jungen jedoch schnell als Verdächtigen aus. Stattdessen findet Vogel in den Videos des Jungen einen ersten Hinweis: ein weißer Geländewagen taucht mehrfach auf.

Der Wagen gehört dem hiesigen Lehrer Loris Martini (Alessio Boni), der mit seiner Familie nach Avechot gezogen ist. Seine Frau Clea (Lucrezia Guidone) ist Anwältin, findet jedoch keinen Job in dieser Gegend. Martini gerät immer mehr ins Visier der Medien und von Vogel. Der streut u.a. Informationen an die Journalistin Stella Honer (Galatea Ranzi). Es gibt keine Beweise, dass Martini der Täter ist und dennoch macht man Jagd auf ihn. Vogel erhält derweil eine anonyme Nachricht auf sein Telefon, dass Martini unschuldig sei. Vogel ermittelt dennoch weiter gegen den Lehrer.

Meinung von

Warum nicht mal einen italienischen Film? Nein, keinen knallbunten, durchgedrehten Film wie man sie früher mit Adriano Celentano gesehen hat. Der Nebelmann hat schon ein wenig düster-schwedische Züge. Die Krimis aus dem hohen Norden sind bekannt dafür, dass sie deprimierend und düster sind. Das schafft Autor und Regisseur Donato Carrisi mit seinem Film ebenfalls. Ein kaltes Dörfchen in den Bergen, wenige Bewohner, Touristen kommen schon lange keine mehr nach Avechot und entweder regnet es oder der Nebel hängt tief. Anna Lou verschwand am Tag vor Weihnachten. Die Eltern sind in einer religiösen Sekte, die gefühlt dreihundert Jahre in der Vergangenheit lebt.

Vogel ist ein ruhiger und leicht überheblicher Ermittler. Er weiß, dass er gut ist. Er hat aber auch vor einiger Zeit einen Unschuldigen mit seiner Masche ins Gefängnis gebracht. Das schmiert ihm Stella Honer immer wieder aufs Brot. Die beiden, Vogel und Honer, nutzen sich gegenseitig aus. Etwa nach dem ersten Drittel des Films taucht die Figur des Lehrers Martini auf. Zunächst wird der näher beleuchtet. Von Anfang an wird der Verdacht auf ihn gelenkt, doch dann über die Zeit verstreut. Vogel findet einfach keinen Beweis dafür, dass Martini wirklich etwas mit dem Verschwinden – mitt­ler­wei­le geht man schon von Mord aus – zu tun hat.

Der Film zieht sich etwas hin. Wer die besagten schwedischen Depri-Krimis mit eigenbrötlerischen Kommissaren mag, wird bei Der Nebelmann gut bedient. Die Frage bleibt, wieso der Film so heißt wie er heißt. Die Nachricht an Vogel, dass Martini unschuldig sei, stammt von der ehemaligen Journalistin Beatrice Leman (Greta Scacchi). Die erzählt Vogel davon, dass vor 30 Jahren erstmals der Nebelmann sein Unwesen in dieser Gegend getrieben habe. Seit dem sind fünf Mädchen verschwunden, die auf das Profil von Anna Lou zutreffen. Das lässt ein völlig neues Licht auf den Fall scheinen.

Die Auflösung am Ende kam dann doch überraschend. Sie wurde geschickt und gut vorbereitet. Es geht um Literatur, um Vorbilder, um die Psyche von Mördern und um Fische. Der Schluss des Films, das finale Gespräch zwischen Vogel und dem Psychiater Augosto Flores (Jean Reno), reißt den Film noch einmal hoch. Dennoch hat er ein paar logische Lücken, über die man einfach mal hinwegsehen muss.

Da ich von dem Film nie etwas zuvor gehört habe, heißt das, dass Der Nebelmann hierzulande keinen Verleih gefunden hat und direkt auf DVD erschienen ist. Das soll nicht heißen, dass ich alles weiß. Ach, Ihr versteht schon ...