Besprechung
Eine mit Heroin vollgestopfte Puppe findet ihren Weg von Kanada nach New York. Lisa (Samantha Jones), die die Puppe übergeben soll, wird gierig. Deshalb bittet sie einen Unbekannten, die Puppe an sich zu nehmen. Dieser Mann ist der Fotograf Sam Hendrix (Efrem Zimbalist Jr.).
Zwei dubiose Gesellen finden sich in einer Wohnung ein. Mike Talman (Richard Crenna) und Carlino (Jack Weston) wollen Lisa treffen. Stattdessen stoßen sie auf Harry Roat (Alan Arkin). Der Mann scheint alles über Mike und Carlino zu wissen. Er heuert sie an, ihm bei der Beschaffung der Puppe zu helfen. Die muss in dieser Wohnung sein, aber die drei Männer finden sie nicht.
Die Wohnung gehört Sam Hendrix. Der wird von Roat unter Vorspielung falscher Tatsachen in der Stadt herumgescheucht. So ist in der Wohnung nur Sams Frau Susy (Audrey Hepburn). Susy ist seit einem Jahr blind. Zuerst stellt sich Mike als „ein alter Freund“ von Sam vor. Nach und nach kommen die beiden anderen Ganoven in die Wohnung. Mit einem ausgeklügelten Schauspiel wollen sie Susy dazu bringen, die Puppe herauszurücken. Doch die weiß nicht, wo sich das teure Spielzeug befindet. Das wiederum nehmen ihr die drei Männer nicht ab, also wird der Druck erhöht.
Meinung von Nils
Der Film, der auf dem gleichnamigen Theaterstück basiert, fängt ruhig an. Wir werden schnell darüber informiert, dass die Puppe, voll mit Drogen, sehr kostbar ist. Das Treffen von Gloria und Sam findet beim Einsteigen ins Flugzeug statt. Wir hören nicht, was die sagen. Auch nicht, als die beiden in New York aussteigen. Gloria sieht Harry Roat und bittet Sam um etwas. Das hören wir ebenfalls nicht.
Was folgt, ist ein harscher Bruch in der Erzählung. Zwei unbekannte Männer gehen in eine Wohnung. Lisa soll sich mit ihnen treffen, aber irgendwas stimmt nicht — bis Harry auftaucht. Alan Arkin kenne ich eher als netten Charakter (z.B. der kauzige Großvater in Little Miss Sunshine) oder als bissigen, aber harmlosen Mann (der Chef in Get Smart). Ich wusste nicht, dass er auch ein so gefährlichen Gesellen gespielt hat. Es heißt, das Filmstudio habe Schwierigkeiten gehabt, die Figur des Harry Roat zu besetzen. Zum einen wollte niemand so recht einen Typen spielen, der eine blinde Frau terrorisiert. Und noch gewichtiger: Niemand wollte der Arsch sein, der die wunderbare Audrey Hepburn terrorisiert!
Alan Arkin macht seinen Job extrem gut! Sein Roat ist wahnsinnig unheimlich, undurchsichtig, unberechenbar. Ein hervorragender Psychopath. Mit dem wollte man nicht freiwillig in einem Raum sein. Und der wird auf die blinde Susy losgelassen? Fuck, ist das mies.
Warte, bis es dunkel wird wird interessanterweise mal als Horrorfilm, mal als Thriller geführt. Stephen King soll den Höhepunkt zum Ende des Films hin als das Gruseligste bezeichnet haben, das er jemals gesehen hat. Tatsächlich spitzt sich zum Ende die Situation für Susy immer mehr zu. So grausam Harry auch ist, so schlau ist er. Er hat eine wahnsinnig komplexe Geschichte gesponnen, um an diese verdammte Puppe zu gelangen. Er hängt Mike und Carlino den Mord an Lisa an, oder zumindest deutet er an, dass er das machen könnte. Es geht weiter: Der Fund der Leiche wird ausgenutzt, um Susy Angst zu machen. Harry tritt in zwei gespielten Charakteren auf, um die Geschichte so zu drehen, dass Susy alles daran setzen muss, um die Puppe zu finden. Einen so ausgeklügelten Plan findet man kaum woanders. Und alles brillant von Arkin gespielt.
Und die Hepburn? Sie wollte keine Kontaktlinsen tragen, um einen getrübten Blick zu haben. Stattdessen schaut sie starr und immer an den Leuten vorbei. Schnell nimmt man ihr ab, dass sie blind ist. Sie wirkt – und das völlig zurecht – manchmal extrem geschockt und emotional.
Ich denke, heute kennt kaum einer diesen Film mit Audrey Hepburn. Klar, solche Filme wie Ein Herz und eine Krone, Sabrina oder My Fair Lady kennen viele, Warte, bis es dunkel wird ist – zumindest bei uns – weniger bekannt. Die DVD wird nicht mehr gepresst. Dabei ist das ein wirklich spannender, mitreißender Film. Spannende Geschichte von tollen Schauspielern dargeboten. Viel mehr kann man nicht verlangen. Wer die Chance hat, den Film zu sehen: Anschauen.