Filmplakat Die schreckliche Wahrheit

7,5/10

"Oh, das war eine große Zirkusvorstellung. Nun muss ich mich mit Popcorn und rosa Zitronenlimonade erfrischen." — Die schreckliche Wahrheit, 1937

Die schreckliche Wahrheit

Besprechung

Lucy (Irene Dunne) und Jerry Warriner (Cary Grant) sind seit einigen Jahren verheiratet. Ein dummer Vorfall – eigentlich zwei – führen dazu, dass sich die beiden plötzlich nicht mehr trauen und deshalb bitter streiten. Jerry bietet die Scheidung an, Lucy reicht sie dann ein. Vor Gericht wird bestimmt, dass die beiden 90 Tage getrennt leben müssen, dann ist die Scheidung perfekt. Weil so viel böses Blut zwischen Lucy und Jerry besteht, besteht Lucy darauf, den Hund Mr. Smith zu bekommen.

Die folgenden 90 Tage sind gezeichnet von vielen kleinen Sticheleien zwischen den früheren Liebenden. Lucy lernt den Öl-Magnaten Daniel Leeson (Ralph Bellamy) kennen. Der verliebt sich Hals über Kopf in Lucy, sie ist nicht ganz abgetan von seinen Annäherungsversuchen.

Als das Ende der Frist immer näher rückt, muss Lucy feststellen, dass sie trotz des Streits immer noch Gefühle für Jerry hat. Der vertreibt sich jedoch mittlerweile die Zeit mit der Millionenerbin Barbara Vance (Molly Lamont).

Meinung von

Ich liebe Screwball-Komödien und mit Die schreckliche Wahrheit haben wir ein sehr schönes Exemplar dieses Filmgenres vorliegen. Mehrere Listen führen den Film unter ihren Top-100, so z.B. das American Film Institut, das den Streifen in der Liste "Lustigste Filme aus Amerika" aufgenommen hat. Und das ist nur berechtigt, Die schreckliche Wahrheit ist wahrlich lustig. Zudem erhielt er fünf Oscar-Nominierungen. Regisseur Leo McCarey gewann sogar den Goldjungen für seine Leistung im Regiesessel. Dabei war diese sehr ungewöhnlich. McCarey ließ die Schauspieler oft im Unklaren und überraschte sie, so dass sie improvisieren mussten. Vieles davon ist dann auch im Film zu sehen – ohne, dass es dilettantisch o.ä. auffallen würde.

Der unkonventionelle Stil des Regisseurs führte dazu, dass wir einen leichten, nicht verkopften Film vor uns haben. Man sieht viele kleine, schöne Momente. Zum Beispiel wenn der Oklahoma-Boy Leeson mit Lucy tanzt. Das was er da tanzt, ist völlig fremd und Lucy fühlt sich offensichtlich unwohl. Das sieht Jerry und reserviert sich einen Platz am Tanzfeld. Das genießt er richtig. Er bezahlt sogar dem Kapellmeister Geld, damit der das Lied gleich noch einmal spielt. Solche Sticheleien kommen zuhauf vor in dem Film. Alles kleine, harmlose Stiche unter zwei Menschen, die sich mal sehr geliebt haben, aber wegen der Sturheit eines Partners nun gegeneinander spielen müssen. Dabei wollen sie es doch eigentlich gar nicht.

Eine der schönsten Szenen ist, wenn Jerry von Eifersucht getrieben, in den Salon von Gesangslehrer Armand Duvalle (Alexander D'Arcy) stürmt. Lucy gibt gerade ein Konzert und Jerry blamiert sich gnadenlos. Cary Grant konnte so herrlich tollpatschig spielen. Während sich Jerry also daneben benimmt, beobachtet Lucy das amüsiert, singt aber weiter. Erst zum Schluss wird eine Tonleiter zum Lachen. Wunderbar gemacht.

Vor allem wenn man weiß, dass Die schreckliche Wahrheit zu großen Teilen improvisiert ist, wirkt der Streifen gleich noch einmal mehr faszinierend. Wer alte Filme mit intelligentem Spiel und cleverem Witz mag, der sollte sich Die schreckliche Wahrheit auf alle Fälle anschauen.

Auch wenn eine Screwball-Komödie an sich immer schnell und lustig ist, ist dieser Film zwar nicht langsam, aber er auch nicht das Tempo von z.B. Leoparden küsst man nicht. Mann, der ist schnell! Die schreckliche Wahrheit ist, wie es die Schauspieler selber auch sahen, neben der Komödie auch ein ernster Film. Das Hauptthema der Geschichte ist Vertrauen unter Eheleuten.

Dennoch: Anschauen!