Besprechung
Mary Shelley (Elsa Lanchester), Lord Byron (Gavin Gordon) und Percy Bysshe Shelley (Douglas Walton) sitzen bei einem mächtigen Gewittersturm im Haus der Shelleys. Lord Byron schwärmt von Marys Monster-Erzählung, findet jedoch, dass diese sehr abrupt beendet wurde. Das Monster (Boris Karloff) ist vom wütenden Mob in der Windmühle in Brand gesetzt worden und Schluss? Mary erzählt die Geschichte weiter …
Das Monster hat überlebt und irrt durch den Wald und durch die kleine Stadt. Die Menschen setzen es fest und sperren es ein – doch das Monster kann entkommen. Es läuft und läuft, bis es in einem Wald auf eine Hütte stößt. Hier trifft er den blinden Hermit (O.P. Heggie). Da der das Monster nicht sehen kann, geht er auch völlig unvoreingenommen vor. Die beiden werden Freunde. Hermit bringt dem Monster das Sprechen bei.
Derweil hat sich der unheimliche Doktor Pretorius (Ernest Thesinger) zum Anwesen von Henry Frankenstein (Colin Clive) begeben. Henry wird von seiner jungen Braut Elizabeth (Valerie Hobson) nach dem Vorfall an der Windmühle gesund gepflegt. Pretorius, der selber Erfahrungen im Schaffen von neuem Leben ist, will sein Wissen mit dem des Doktor Frankenstein verbinden. Gemeinsam sollen sie für das Monster eine Frau schaffen. Frankenstein wehrt sich, doch Pretorius hat mit dem Monster einen mächtigen Gefolgsmann. Frankenstein wird unter Druck gesetzt und so machen sich die beiden Wissenschaftler daran, neues Leben zu schaffen.
Meinung von Nils
Die Sache mit den Erwartungen. Nachdem 1931 der Streifen Frankenstein herausgekommen war und einen riesigen Erfolg hatte, war es – auch schon damals – klar, dass eine Fortsetzung des Stoffes her musste. Nun hatte man sich beim Original nicht so richtig an die Buchvorlage gehalten. Das machte aber nichts. Dem damaligen Publikum lief ein angenehmer Schauer über den Rücken, wenn sie das Monster morden sehen. Meine Erwartungen waren nicht hoch. Das hat mich wohl etwas negativ der Fortsetzung gegenüber gestimmt. Damit tut man ihr jedoch Unrecht.
Zunächst einmal möchte ich sagen, dass ich baff war, als ich diesen doch recht überdrehten Prolog sah. Die junge Elsa Lanchester sah aus wie eine junge Rose McGowan aus der TV-Serie Charmed. Als ich das Intro sah, war ich entsprechend überrascht. Der gesamte Prolog ist ein Kunstgriff und von Regisseur James Whale ersonnen. Damals hatten Regisseure nicht viel zu sagen. Da Whales aber mit Frankenstein, Das Haus des Grauens und Der Unsichtbare Horror-Gold für Universal Pictures eingefahren hatte, war er in der Sonderlage, Ideen einbringen zu können. Whales wollte ursprünglich keine Fortsetzung des Stoffs drehen, doch man belagerte ihn, bis er nachgab. So hatte er dann ein gewisses Mitspracherecht.
Was mir im "ersten Teil" fehlte, das war die gesamte Passage, in der das Monster sich im Schuppen einer Hütte versteckt und durch Beobachtung das Sprechen lernt. Im Buch war die vorhanden. Karloff war der Meinung, das Monster sollte nicht reden können. Das würde dem Vorgänger nicht gerecht. Zum Glück haben sie dem Monster das Sprechen beigebracht. Das zeigt auch, dass es absolut vernunftbegabt ist. Die Morde geschehen eher (nicht ausschließlich) durch Unbeholfenheit. Das Monster kann sich nicht ausdrücken. Es kann niemandem mitteilen, dass es einsam ist. Das soll sich in Frankensteins Braut ändern. Der blinde Mann hat keine Vorurteile. Selber ist er alleine und seht sich nach Gesellschaft. Im Monster sieht er nur einen Fremden, dem Schlimmes widerfahren ist und der nicht reden kann. Die beiden brauchen einander und sind Freunde.
Während Frankenstein aus seinem Abenteuer gelernt hat und nicht mehr Gott spielen will, sieht das der verrückte Dr. Pretorius anders. Er möchte Leben schaffen. Dieses Leben soll sich vermehren und die Erde beherrschen. Hier geht er klar in Richtung Bibel ... Frankensteins Braut wurde vor der Veröffentlichung stark zensiert. Die religiösen Anspielungen sind vorher wohl um einiges stärker gewesen. Auch durfte man das Dekoltee von Elsa Lanchester nicht so sehr sehen. Whales und Co. haben sich anders geholfen. Wollten sie zuerst, dass ein entfesseltes Monster auf einem Friedhof eine Christus-Statue stürzt, wurde ihnen das verboten. Stattdessen wirft das Monster nun eine Bischofsstatue um. Und was ist das noch einmal mit dem gefangen genommenen Monster? Die Stadtbewohner binden es an einen Baumstamm, mit den Armen leicht angewinkelt - als ob es an einem Kreuz hinge.
Dass das Monster sprechen kann ist gut. Pretorius ist eine Mephisto-artige Figur. Er will Frankenstein verführen, zeigt ihm sein Kabinett von geschaffenen Miniatur-Wesen. Frankenstein sieht das eher als schwarze Magie als Wissenschaft an. Erst als das Monster Elizabeth entführt, hat Pretorius Frankenstein in seiner Hand. Frankenstein muss mitspielen und so erschaffen sie die Braut für das Monster. Das Gehirn ist dabei von Pretorius gezüchtet. Das Herz wird von dem Mörder Karl (Dwight Frye) kurzerhand "besorgt". Frye hatte übrigens in Frankenstein den Gehilfen des Doktors gespielt, kam aber im Fuer um. Whales wollte den Schauspieler jedoch wieder haben und so wurde die Geschichte um Karl eingefügt (dann aber später zu großen Teilen wieder geschnitten).
Am Ende schaffen es die beiden Doktoren und die Braut lebt. Doch kaum sieht sie das Monster, faucht sie es an. Das Monster – auch das ein Zeichen von Vernunft – macht das einzige richtige ...
Frankensteins Braut ist also eigentlich ein guter Film. Meine Erwartungen zogen ihn voreingenommen herunter. Einzig die Figur der Minnie (Una O'Connor), die Bedienstete von Frankenstein, ist extrem nervig. Whales geht nicht 100% auf Horror, sondern mischt interessanterweise auch Humor in seinen Film. Mir ist die Figur der Minnie zu sehr Slapstick und somit passt sie meiner Meinung nicht rein.
Viele sagen, Frankensteins Braut ist besser als Frankenstein selber. Er ist auf alle Fälle aufwändiger gestaltet. Er gibt dem Monster auch mehr Tiefe. Von daher – ja, Frankensteins Braut ist wohl besser.