Besprechung
Die Menschen haben sich in die Luft gebombt. Die Erde ist ein post-apokalyptisches, radioaktives Ödland. Es dauert viele, viele Jahre, bis sich wieder Leben regt. Zum einen ist da das radioaktiv verseuchte Land, in dem sich Mutanten tummeln, die immer schlimmer mutieren. Dort, wo die Radioaktivität nicht mehr greift, ist nun Platz für Leben aus dem Zauberreich: Feen, Zwereg und Co. machen sich hier breit. Eines Tages gebiert eine Feenprinzessin zwei Söhne. Der eine wird der gute Zauberer Avatar (Bob Holt), während sein Bruder Blackwolf (Steve Gravers) der dunklen Seite zugewandt ist.
Die Brüder sind verfeindet. Als die Mutter stirbt, hält sie nichts mehr zurück. Blackwolf zieht sich schließlich in das Mutantenland zurück, um seine Kräfte weiter zu perfektionieren. Er zieht mit den Mutanten und Kobolden in den Krieg gegen Avatar, doch seine Streitmacht weiß nicht, wofür die kämpfen – und so sind sie zum Untergang verdammt.
Es vergehen noch mehr tausend Jahre, bis Blackwolf endlich ein Mittel findet, seine Scharen zu motivieren und zu vereinen. Er hat in den Trümmern einer längst vergessenen Zivilisation alte Waffen und altes Propagandamaterial gefunden. Er zeigt Filme von Hitler und dem Zweiten Weltkrieg – nun sind seine Kämpfer motiviert.
Avatar und seine Freundin, die Feenprinzessin Elinore (Jesse Welles), der Kampfelf Weehawk (Richard Romanus) sowie der ehemalige Blackwolf-Attentäter Necro 99, der nun als Peace (David Proval) an der Seite von Avatar kämpft, ziehen in den Kampf gegen die wilde Meute Blackwolfs.
Meinung von Nils
Regisseur Ralph Bakshi hat viele Kurzfilme auf seiner Liste zu verzeichnen. 1972 nahm es sich des "schmuddeligen" Comics Fitz the Cat von Robert Crumb an. 1977 drehte Bakshi dann Die Welt in 10 Millionen Jahren. Hier schrieb er auch die Geschichte dazu. Das Besondere an dem Film ist vor allem der Stil: Bakshi nahm für die Massenszenen, besonders für die aufmarschierenden Nazis, Echtfilmmaterial und ließ es dann überzeichnen. So ist Die Welt in 10 Millionen Jahren ein verwegener Mix aus Realfilm und Sonntagsvormittagscartoons.
Während man bei den überzeichneten Echtfilmszenen nur verwundert den Kopf kratzen kann – damals war das der pure Wahnsinn, so etwas zu sehen –, bilden die "normalen" Zeichentricksequenzen einen schroffen Kontrast dazu. Vor allem der Held des Films, der gute Zauberer Avatar, sieht aus wie eine billige, völlig überzeichnete, trottelige Figur mit Knubbelnase, einem viel zu großen Hut und der immerzu barfuß rumläuft. Das soll ein Held sein? Da ist sein böser Bruder Blackwolf schon glaubwürdiger. Immer noch eine pure Zeichentrickfigur, aber immerhin ansehnlicher. Die großbusige Elinore rundet das Comichafte nur noch mehr ab. Irgendwie hat mich das arg gestört.
Der Film plätschert zunächst dahin. Dabei wirkt er an vielen Stellen wirr und unzusammenhängend. Man hat den Eindruck Bakshi wollte nur bestimmte Szenenbilder zeigen und "witzige" Textpassage präsentieren. Die Welt in 10 Millionen Jahren ist oft nur ein Flickteppich aus zusammengetackerten Fundstücken.
Erst gen Ende rundet sich das Bild etwas ab. Blackwolfs Problem ist es, dass er aus Hass agiert, seine Armee aus Dämonen und Kobolden jedoch nur stumpfe Wesen sind. Die kämpfen, dann vergessen sie aber auch schon wieder, wofür die eigentlich kämpfen. Also drehen sie sich um und gehen nach Hause. So kann man doch nicht ein Land übernehmen.
Der böse Zauberer findet also altes Propagandamaterial der Nazis. Das stumpfe, dumpfe Volk sieht diese Filme und ist auf einmal Feuer und Flamme für eine Sache – eine schlechte Sache, aber immerhin fahren sie voll darauf ab. Das ist natürlich eine schöne Parabel zum echten Faschismus: das dumme Volk lässt sich schnell instrumentalisieren und rennt dann auch schon mal ins Verderben. Richtig hart wird es dann, als eine Figur ein Opfer anknabbert, das einen Davidsstern trägt. Hier überspannt der Film meiner Meinung nach den Bogen.
Auch wenn die Anspielung an die zu leicht manipulierbaren Massen interessant und gut gemacht ist, schmeckt der Film nicht so recht. Wie gesagt, er wirkt zusammengestückelt und unrund. Der Held ist ein Depp, was es auch nicht besser macht. Einzig die Technik mit den übermalten Realfilmsequenze ist toll. Das hat Bakshi dann ein Jahr später in der leider völlig unterbewerteten Der Herr der Ringe-Verfilmung weitergetrieben.