Filmplakat Roxanne

7/10

"Nein, ich find's eigentlich richtig toll nackt im Busch zu stehen und zu frieren ..." — Roxanne, 1987

Roxanne

Besprechung

Nelson ist eine kleine, verträumte US-Stadt. Nicht unbedingt ein Tourismusmagnet, auch wenn Bürgermeister Deebs (Fred Willard) das gerne so sähe. Dafür hat die Kleinstadt ein Unikum zu bieten: Feuerwehrchef C.D. Bales (Steve Martin) hat einen echt miesen Haufen Feuerwehrleute unter sich und eine riesige Nase im Gesicht. Darauf angesprochen reagiert er ziemlich sauer.

Eines Tages wird er zu einem kleinen Einsatz gerufen. Eine Frau hat sich aus ihrem Haus ausgesperrt. Die junge Frau ist Roxanne (Daryl Hannah), die sich in dem Haus von C.D.s alten Bekannten Dixie (Shelley Duvall) über den Sommer eingemietet hat. C.D., wenn auch immer sehr empfindlich wegen seiner langen Nase, hat davon abgesehen ein enormes Selbstvertrauen. Er flirtet unbekümmert mit der Frau und als er das Haus verlässt, hat es ihn erwischt …

Nicht lange danach taucht Chris (Rick Rossovich) auf. Der junge, gut aussehende Feuerwehrmann zieht alle Blicke auf sich – auch die von Roxanne. Chris findet natürlich auch Roxanne scharf und will „ihre Kissen aufschütteln“. Roxanne ist jedoch nicht so eine. Sie steht mehr auf Romantik, galante Worte und geistreiche Unterhaltungen, also alles Sachen, die ihr eigentlich C.D. bieten kann. Blöd, dass Roxanne das alles nicht weiß und mit Chris anbandeln will. Der ist aber so schüchtern, dass er C.D. um Hilfe bittet.

Meinung von

Die Grundgeschichte des Cyrano de Bergerac aus der Feder des französischen Theaterautors Edmond Rostand sollte eigentlich jedem bekannt sein. Das Original ist eher tragisch und endet in einem traurigen Ende. Das wurde bei Roxanne natürlich geändert. Comedy-Star Steve Martin spielt nicht nur mit und verleiht mit seiner komischen Art dem Film den Komödien-Touch. Der US-Komiker schrieb auch das Drehbuch und produzierte den Film. Also ist Roxanne ein Steve Martin-Film durch und durch.

Im Film steht das C von Steve Martins Figur für "Charlie", aber man kann C.D. natürlich auch als Abkürzung für "Cyrano de" sehen. Die Theaterfigur Christian de Neuvilette wird im Film kurz zu Chris. Gleich am Anfang liefert sich C.D. mit zwei angetrunkenen Spinnern einen "Degenkampf", nur dass diesmal keine Degen zum Einsatz kommen. C.D. kämpft mit einem Tennisschläger gegen Skistöcke – aber unterm Strich bleibt Martin dem Urstoff damit doch treu.

Die 1980er waren das Jahrzehnt von Daryl Hannah. Den internationalen Durchbruch erlebte sie mit Blade Runner, später mit Splash und Staatsanwälte küsst man nicht an der Seite von Robert Redford tat ihrer Karriere auch gut. Ihre titelgebende Figur bleibt eher blass. Sie ist nicht wirklich lustig, das übernimmt Steve Martin. Herrlich sind solche kleinen Scherze, wenn er sich eine Zeitung kauft, offensichtlich etwas Schreckliches liest und gleich noch einmal Geld ausgibt, um die Zeitung zurückzulegen. Dann kommt natürlich seine chaotische Feuerwehrtruppe noch dazu. Die können mal so gar nichts ... Wehe, wenn in Nelson mal ein Feuer ausbrechen sollte.

Die Geschichte folgt den Verwirrungen des Theaterstücks. C.D. schreibt im Namen von Chris einen Liebesbrief nach dem anderen. Er schüttet seiner Angebeteten sein Herz aus, setzt aber den Namen eines Anderen darunter. Roxanne liebt diese Verse und dafür auch den Autor – dabei weiß sie nicht, dass es sich dabei um C.D. handelt. Die große Liebe ist also direkt vor ihrer kurzen Nase und sie bekommt das nicht mit. Das ist Tragik pur.

Roxanne ist ein typischer Film der 80er: leicht, beschwingt, unkompliziert und komisch. Wer Steve Martin mag – so wie ich –, der hat natürlich schon diese kleine Komödie gesehen und sich prächtig amüsiert. Für alle anderen gilt: Wer lachen möchte, schaut Roxanne.