Besprechung
Japan im Jahre 1929. Die neunjährige Chiyo (Suzuka Ohgo) wird mit ihrer älteren Schwester Satsu (Samantha Futerman) verkauft. So landen die Schwestern aus einem kleinen Fischerdorf in Kyoto. Chiyo findet sich in einem Okiya, einem Geisha-Haus wieder. Dieses wird von Mutter (Kaori Momoi) geführt. Der Star in diesem Haus ist die Geisha Hatsumomo (Li Gong). Neben Chiyo ist noch die ältere Kürbisköpfchen (Zoe Weizenbaum) in dem Okiya.
Chiyo entwickelt nach anfänglichem Widerstand den Wunsch eine Geisha zu werden. Da die grausame Hatsumomo ihr den einen oder anderen Streich spielt, der die Kleine teuer zu stehen kommt, entscheidet Mutter, dass Chiyo ihre Schulden als Bedienstete abarbeiten soll. Vorbei ist’s mit dem Traum eine Geisha zu werden.
In ihrer Trauer trifft sie den Direktor (Ken Watanabe), der ihr seit langer Zeit zum ersten Mal wieder zeigt, dass es auch freundliche Menschen gibt. Das Mädchen verliebt sich in den älteren Mann. Sie möchte für ihn zur Geisha werden.
Sechs Jahre später passiert ein Wunder. Die angesehene Geisha Mameha (Michelle Yeoh) kommt ins Okiya. Sie macht Mutter ein Angebot: Memeha will Chiyo (Ziyi Zhang) innerhalb eines halben Jahres zur Geisha ausbilden. Chiyo soll die angesagtesten Geisha werden. Mutter bekommt im Erfolgsfall den Erlös.
So beginnt die Ausbildung von Sayuri, wie Chiyo ab jetzt heißt. Mameha verfolgt einen Plan, Sayuri ebenso. Die angehende Geisha sehnt sich immer noch danach, mit dem Direktor zusammenzukommen.
Meinung von Nils
Arthur Golden veröffentlichte 1997 das gleichnamige Buch, das als Vorlage für den Film unter der Regie von Rob Marshall diente. Wie sehr der Film ans Buch angelehnt ist, vermag ich jedoch nicht zu sagen. Was am Film jedoch interessant ist: Er zeigt, was eine Geisha wirklich war. Wie wohl viele hatte ich das Bild einer Prostituierten vor mir. Marshall zeigt auf, dass Geishas Künstlerinnen waren. Ihre Hauptaufgabe war es, zu unterhalten. Sie spielten Musik, sie tanzten und sie führten Unterhaltungen. Dabei hat jede Geisha, wenn sie Glück hat, einen Gönner. Das ist alles in der japanischen Kultur verankert. Die Frau muss nicht nacktes Fleisch zeigen. Ein eben noch verhülltes, nun entblößtes Handgelenk hat viel mehr Erotik in sich.
Die Geisha zeigt die Geschichte eines jungen Mädchens, das aus armen Verhältnissen stammt und zur Geisha ausgebildet werden soll. Natürlich ist es nicht einfach für ein kleines Kind, von der Familie getrennt zu werden. Chiyo ist einsam und findet sich in einer völlig fremden Welt wieder.
Der Streifen überflutet den Zuschauer mit Rieten, Gebräuchen und Begriffen, die uns völlig fremd sind. Wir tauchen selber in diese sonderbare, geheimnisvolle Welt ein. Marshall ließ auf einem riesigen Set einen alten Stadtteil von Kyoto nachbauen. Riesige Sonnensegel filterten das Licht, so dass wir als Zuschauer perfekt in die richtige Stimmung versetzt werden.
Die Geschichte ist sehr geradlinig. Die kleine Chiyo wird in eine fremde Welt geschmissen, in der sie sich zurechtfinden muss. Ihre Schwester ist fort. Was bleibt sind die Frauen, bei denen sie wohnt. Mutter ist streng, doch Hatsumomo ist nur grausam. Sie ist besessen von Macht. Sie will die größte Geisha werden und dennoch bricht sie mit der einzigen Regel, nämlich der, dass eine Geisha niemals Liebe empfinden darf. Hatsumomo sieht in jeder Frau eine Bedrohung, auch in Chiyo.
Chiyo ist einsam. Alleine. Verlassen. Kürbisköpfchen spendet ein wenig Trost. Als Chiyo zur Hausangestellten degradiert wird, nimmt auch der Kontakt zu Kürbisköpfchen ab. Die wird weiter zur Geisha ausgebildet. Wie schön, wenn in all diesem Kummer ein Lichtstrahl erscheint – hier in Form des gütigen, freundlichen Direktors.
Chiyo schöpft Mut. Sie hat ein Ziel vor Augen. Sie möchte ihrem Direktor, dem einzigen Mann, der nett zu ihr war, ebenfalls Freundlichkeit entgegenbringen, ihm dienen.
Wenn Chiyo alt genug ist und von Mameha unter deren Fittiche genommen wird, blüht nicht nur die junge Frau auf. Auch die Rivalität zwischen Mameha und Hatsumomo wird immer hitziger. Mameha spielt ein politisches Spiel, das Chiyo/Sayuri nicht versteht. Sie möchte es verstehen. Sie befürchtet, dass sie unter die Räder gerät.
Die Geisha ist ein schöner Film. Er erzählt mit beeindruckenden Bildern (die bestimmt auf der großen Leinwand richtig toll sein müssen) eine traurige Geschichte. Wir sehen die Entwicklung eines jungen Mädchens hin zu einer Frau. Sayuri möchte mit ihrem Direktor zusammen sein und tut dafür fast alles. Das macht sie aus Liebe. Aber eine Geisha darf ja nicht lieben. Deshalb bleibt das Ende auch bittersüß.
Der Film ist im Grunde ein Liebesfilm. Hier wird eine tiefe Liebe, eine Sehnsucht geschildert, die über viele Jahre währt und am Ende zwar erfüllt wird, aber den Umständen entsprechend nicht glücklich. So schön das auch gemacht ist, die größte Liebesgeschichte ist und bleibt für mich Casablanca.