Besprechung
Irgendwo in einer kalifornischen Wüste beobachtet eine Gruppe von Menschen mit Ferngläsern, wie sich ein alter Reifen aus dem Staub erhebt. Erst taumelt er, dann wird er immer sicherer im Rollen. Nach und nach entdeckt er seine Freunde daran, Dinge zu zerquetschen. Dann findet er heraus, dass er telekinetische Kräfte hat. Er lässt erst ein Kaninchen in die Luft fliegen.
An einer Straße stehend, fährt Sheila (Roxane Mesquida) an ihm vorbei und weckt sein Interesse. Er rollt ihr hinterher. Sie hat sich in einem Motel einquartiert, der Reifen macht das auch. Auf dem Weg dahin hat er dann auch seinen ersten Menschen gesprengt.
Die Veranstaltung sollte vorbei sein. Ein Buchhalter (Jack Plotnick) hat alle Zuschauer vergiftet – bis auf einen Rollstuhlfahrer (Wings Hauser). Lieutenant Chad (Stephen Spinella), der die nun toten Zuschauer anfangs in den Film eingeleitet hat, ist verzweifelt. Die Geschichte sollte zu Ende sein, der Reifen eigentlich nicht lebendig und schon gar nicht mordend.
Meinung von Nils
Den Film gab es damals auf dem Fantasy Filmfest. Mir kam das zu absurd und abgedreht vor. Deshalb sah ich ihn nicht auf dem Festival. Im Nachhinein betrachtet eigentlich schade. Der Streifen ist absolut schräg und abgefuckt. Das muss man mit einer Meute sehen.
Lieutenant Chad steigt am Anfang des Films aus einem Kofferraum aus und hält eine Rede über die Willkür. Der gesamte Film sei eine Hommage an die Willkür. Ob er damit das Schauspiel meint, das die Beobachter sich anschauen, oder den Film Rubber selber, lässt Regisseur und Autor Quentin Dupieux offen. Auf alle Fälle ist es ein gewollter Kunstgriff. Dupieux hatte keine Lust, erklären zu müssen, wieso der Reifen – der übrigens Robert heißt – überhaupt zum Leben erweckt wurde. Ist doch scheiß egal! Freut Euch an dieser skurrilen Idee und schaut einfach zu. Das mag sich Dupieux wohl gedacht haben.
Rubber macht keinen Sinn. Will er nicht. Soll er nicht. Wenn wir einen Schritt zurücktreten, könnten wir in Rubber ein kleines Kunststück sehen. Diese Metaebenen, die hier vermischt werden, sind schon etwas Besonderes. Was hat es mit dieser Zuschauergruppe auf sich? Wollten der Lieutenant und der Buchhalter wirklich diese Geschichte zeigen, so wie sie sich abspielt? Wer ist der mysteriöse "Meister", der den Buchhalter anruft und den Auftrag zum Vergiften gibt? Ist das Chad? Wird Robert Hollywood überrollen?
Im Grunde ist Rubber nicht nur eine Hommage an die Willkür
, sondern auch eine Kritik am Filmemachen an sich. Man kann jeden Scheiß erzählen, könnte Dupieux meinen. Und am Ende ist es gar möglich, dass dieser Scheiß Hollywood überfällt. Aber vielleicht waren das auch nicht Dupieux' Absichten. Vielleicht war er auch nur schräg drauf und wollte das als Film transportieren. Wer weiß das schon ...
So durchgeknallt Rubber auch ist und keinen Sinn ergibt – irgendwas hat er an sich, dass man einem Reifen beim Rollen und Morden zuschauen möchte.