Filmplakat Denen man nicht vergibt

4,5/10

"Wenn man mal irgendwo Wurzeln geschlagen hat, dann dürfen sie nicht abgeschnitten werden." — Denen man nicht vergibt, 1960

Denen man nicht vergibt

Besprechung

Die Familie Zachary lebt zurückgezogen irgendwo im Wilden Westen. Der Vater ist gestorben und der ältestes Sohn Ben (Burt Lancaster) ist nun der Mann im Haus. Er ist seit einiger Zeit schon unterwegs und fängt Wildpferde, die später verkauft werden sollen. Die jüngeren Brüder Cash (Audie Murphy) und Andy (Doug McClure) bleiben derweil zuhause bei ihrer Mutter Mattilda (Lillian Gish) und ihrer adoptierten Schwester Rachel (Audrey Hepburn).

Eines Tages begegnet Rachel einem alten, einäugigen Kriegsveteran (Joseph Wiseman), der ihr Angst macht. Später steht er vor dem Haus der Zacharys und allein seine Anwesenheit versetzt die Mutter in Angst und Schrecken. Nachdem Ben wieder von einer Reise zurück kommt, wird deutlich, dass in der Gegend allgemein, bei Cash aber im besonderen, sehr viel Hass gegenüber den Indianern vorherrscht.

Das ansonsten idyllische Leben wird jäh unterbrochen, als drei Indianer vor der Tür der Zacharys stehen. Als Ben die Männer konfrontiert, verlangt Lost Bird (Carlos Rivas), dass man ihm seine Schwester aushändigen solle. Rachel soll eine Indianerin sein? Das stellt alles auf den Kopf.

Meinung von

Hm, da freut man sich auf einen Western von Altmeister John Huston (u.a. Die Spur der Falken, Gangster in Key Largo, African Queen) mit Burt Lancaster und Audrey Hepburn in den Hauptrollen – und dann wird man herbe enttäuscht. Das hätte ich nicht gedacht. Tatsächlich erwartete ich einen großen Film. Stattdessen wird die Geschichte und das geraubte Indianer-Mädchen holperig und zäh erzählt. Schade.

Ein wenig verwundert war ich vor allem darüber, dass Audrey Hepburn in einem Western mitspielt. Ihre Rachel ist kindisch, unbekümmert, reitet gerne und hat ein Auge auf ihren "Bruder" Ben geworfen. Aber im Grunde scheint es egal zu sein, wen sie heiratet, Hauptsache sie kommt endlich mal unter die Haube. Ihre Figur bleibt davon abgesehen blass.

Das Geheimnis um Rachel wird auch nicht gleich aufgeklärt. Zunächst ist da dieser unheimliche, leicht apokalyptisch angehauchte Veteran, der so seltsame Prophezeiungen ausspricht. Was es damit auf sich hat, kommt erst später ans Tageslicht, und dass er gar nicht verrückt ist, sondern die Wahrheit spricht, noch später. Als Rachel klar wird, dass sie tatsächlich eine Kiowa-Indianerin ist, nimmt sie das recht gut auf. Da ist eine Trotzhaltung vorhanden, aber unterm Strich zu wenig Drama.

Das eigentliche Drama spielt sich im Rassismus ab. Die Kiowa haben wohl früher wild gewütet – wobei man mal sagen muss, dass die Herrschaften bekanntlich vor den Weißen da waren und ein Recht darauf hatte, sauer zu sein. Vor allem Cash platzt bald vor Hass auf die Indianer. Das macht er auch ganz klar deutlich. Selbst als heraus kommt, dass Rachel eine Indianerin ist, die Frau, die von klein auf an seine Schwester war, geht Cash hart gegen sie vor.

Ben ist natürlich der Held. Er sieht die Familienbande, nicht die Hautfarbe. Was das anbelangt, ist der 1960 gedrehte Film allerdings schon besonders. Die Amerikaner sind nicht gerade bekannt für ihre Fremdenfreundlichkeit, oder anders gesagt: ihre Sympathie für Nicht-Weiße. Die "Rothäute" spielten schon keine Rolle mehr, das hatten die Vorväter "erledigt", aber 1960 waren schwere Zeiten für Schwarze. Sich in der Zeit einer Geschichte um Versöhnung und Toleranz anzunehmen, ist schon beachtlich.

Dennoch bleibt Denen man nicht vergibt zu blass, zu lang, zu flach.

Die vermutlich damals erhoffte Romanze zwischen Burt Lancaster und Audrey Hepburn blieb dann doch aus. Da sie nicht miteinander verwandt sind, könnten sie eine Beziehung eingehen, aber das passiert nicht. Rachel würde wollen, Ben sieht in ihr seine Schwester. Punkt. Erschwert wird das durch die doch sehr wechselhafte Rachel. Sie hat keine Schwierigkeiten damit, sich dem Nachbarsjungen Charlie Rawlins (Albert Salmi) zur Braut anzubieten. Öhh ...