Filmplakat Die Rechnung ging nicht auf

7/10

"Wo bei anderen Frauen das Herz sitzt, sitzt bei ihnen das Portemonnaie." — Die Rechnung ging nicht auf, 1956

Die Rechnung ging nicht auf

Besprechung

Johnny Clay (Sterling Hayden) war fünf Jahre im Knast. Kaum ist er raus, plant er schon wieder ein Ding. Diesmal aber im ganz großen Stil. Zusammen mit vier Helfern will er die hiesige Rennbahn um die Tageskasse erleichtern. Satte 2 Mio Dollar winken hier. Der Plan ist wasserdicht und streng geheim. Johnny heuert u.a. noch den Schützen Nikki Arcane (Timothy Carey) und den Schläger Maurice (Kola Kwariani). Die beiden werden zum Beispiel nur bezahlt, damit sie ihren Part spielen, bekommen aber nicht weitere Einzelheiten erklärt.

Leider ist Johnny auch auf den Kassierer George Peatty (Elisha Cook) angewiesen. Der ist so sehr in den Fängen seiner Frau Sherry (Marie Windsor), dass das blonde Gift ihrem schwachen Mann doch Einzelheiten entlocken kann. Zusammen mit ihrem Liebhaber Val Cannon (Vince Edwards) plant sie, ihren leichtgläubigen Ehemann auszunehmen.

Der Plan läuft wie am Schnürchen, doch das Leben lässt sich nicht immer bis ins letzte Detail planen.

Meinung von

Regisseur Stanley Kubrick hatte vor Die Rechnung ging nicht auf bereits einige kleiner Filme gedreht, doch dies sollte seine erste große Produktion werden. Eigentlich wollte Kubrick einen anderen Roman von Autor Lionel White verfilmt haben, aber die Story war zu hart, also war White so freundlich und tauschte die Rechte hin zum Roman "Clean Break". Der Film selber wurde damals wahnsinnig reißerisch beworben. Gewalttätig und blutig sei er, so etwas habe man noch nie auf der Leinwand gesehen.

Das geht alles in Richtung Pulp Magazin. Die Rechnung ging nicht auf ist auch eine Art Mix aus Pulp und Film noir. Betonung liegt auf "eine Art". Wodurch der Film auf alle Fälle glänzt, das ist seine Erzählweise. Damals war die nicht-chronologische Erzählung eine Neuigkeit, mit der das Test-Publikum nicht umzugehen wusste. Kubrick musste umschneiden, obwohl er es a) hasste und b) die Romanvorlage ebenfalls in der Zeit springt. Was dabei herauskam ist aus heutiger Sicht nicht mehr so schwer nachzuvollziehen, weil wir das gelernt haben. Allerdings stört die zusätzliche Beschreibung aus dem Off. Wen interessiert es, wieviel Uhr es ist, wenn Person A nach B geht? Das nervt.

Kubrick nimmt sich viel Zeit die Charaktere zu ergründen. Johnny ist der harte Kopf der Bande. Seine Freundin Fay (Coleen Gray) hat sehnsüchtig auf ihn gewartet und kann sich nicht vorstellen, was sie ohne ihn machen soll. Marvin Unger (Jay C. Flippen) ist der Geldgeber des Unternehmens. Außerdem ist er ein Alkoholiker, der mitten im Stress rückfällig wird. Der Polizist Randy Kennan (Ted de Corsia) liebt es, sich ein schönes Leben zu machen. Dumm, dass das auch etwas kostet. Deshalb hat er bei einem Kredithai Schulden. Mike O'Reilly ist der Barkeeper auf der Rennbahn. Ihn braucht Johnny ebenfalls. Bei Mike ist eine kranke Frau zu Hause, die auf ihn wartet. Und dann eben der schwächliche, liebeshungrige George. Alle werden durchaus ausführlich beleuchtet.

Der Film ist nicht schlecht. Andere loben ihn aber weitaus mehr als ich. Für mich lief er dahin. Interessant ist die Art der Erzählung dahingehend, dass Kubrick uns als Zuschauer lange im Ungewissen lässt. Wir wissen, dass ein großes Ding gedreht wird, aber nicht was und wo. Das sind Puzzleteile, die allmählich aufgedeckt werden. Dabei springt Kubrick nicht nur in der Zeit, sondern auch in den Perspektiven. Besonders schön ist das, wenn der eigentliche Raub passiert. Erst sehen wir Maurice. Dann Mike. Johnny steht am Rande. Maurice' Geschichte wird erzählt, Kubrick springt zurück und zeigt das Geschehen aus Johnny Sicht.

Die Schussszene mit Val und dem Rest der Bande ist etwas holter-di-polter. Das geht rasend schnell und irgendwie sind alle tot? Äh ...

Lustig: Nikki heißt in der Synchronisation Sam und Val ist in der deutschen Tonspur als Fred benannt. Timothy Carey spielt wahnsinnig überdreht und irre. Während des Films dachte ich noch, das könnte ein Vorfahre von Nicolas Cage sein ...