Besprechung
In einer Zeit, als es noch keine Ethik im Journalismus gab, als noch alles erlaubt war, kommt die überaus talentierte Journalisten Hildy Johnson (Rosalind Russell) in ihre alte Redaktion der Morning Post, um zu kündigen. Sie möchte endlich ein ruhiges Leben führen. Dafür muss sie nur ins Büro des Chefredakteurs und ihres frischen Ex-Ehemannes Walter Burns (Cary Grant) und dem sagen, dass sie raus ist.
Walter Burns ist aber der ausgefuchsteste Redakteur, den es gibt. Natürlich weiß er, dass Hildy eine exzellente Journalistin ist. Die kann er nicht einfach gehen lassen. Hildy besteht aber darauf, draußen wartet auch schon ihr Verlobter Bruce Baldwin (Ralph Bellamy). Walter muss sich etwas einfallen lassen, um den Killerinstinkt bei Hildy wieder zu wecken. Er bekommt sie mit viel Schummelei dazu, einen letzten Job anzunehmen.
Morgen soll Earl Williams (John Qualen) hingerichtet werden. Der Mann hat viele, viele Jahre ruhig in seinem Job gearbeitet, bis man ihn gefeuert hat. Da ist er ausgeflippt und hat einen Polizisten erschossen. Hildy versucht die Geschichte so zu drehen, dass Williams nicht zurechnungsfähig ist. Als zum letzten Mal der Psychiater Dr. Egelhoffer (Edwin Maxwell) zur Untersuchung kommt, kann Williams entfliehen und fällt prompt Hildy in den Schoß. Das ist die Story! Aber wie soll man den Mann aus den Redaktionsräumen im Gefängnis unbemerkt rausbekommen?
Meinung von Nils
Die Geschichte ist ein absoluter Klassiker und wurde mehrmals verfilmt. Das Broadway-Stück von Ben Hecht und Charles MacArthur statt aus dem Jahre 1928. Bereits 1931 wurde es das erste Mal verfilmt. Mit Sein Mädchen für besondere Fälle liegt die zweite filmische Umsetzung vor. Kein Geringerer als Howard Hawks hat sich dieser Screwball-Komödie angenommen.
Die Geschichte ist immer gleich, die Dialoge sind etwas anders, die Settings, die Regisseure und die Schauspieler ebenso. Da ist es durchaus interessant einmal zu schauen, wie unterschiedlich ein und der selbe Stoff umgesetzt wird. Sein Mädchen für besondere Fälle ist in der Hochzeit der Screwball-Komödien gedreht worden. Das Spiel zwischen Walter und Hildy ist teils rasant schnell und immer komisch.
Etwas, was immerzu gerne vergessen wird: In Klassikern wie Ich war eine männliche Kriegsbraut, Liebling, ich werde jünger, Über den Dächern von Nizza oder Der unsichtbare Dritte, ist Cary Grant stets der nette, manchmal schusselige Typ, jedoch immer klar ein positiver Sympathieträger. Aber "davor" hatte Grant auch einige echt miese Charaktere gespielt. So in Sein Mädchen für besondere Fälle, oder in SOS Feuer an Bord. Also nicht durchweg schlechte Figuren, aber doch arg zwielichtig und vor allem egoistisch.
Walter Burns ist so ein Egoist. Er ist nur auf seinen Vorteil aus. Er liebt seine Zeitung und würde alles und jeden verkaufen, solange er eine gute Story daraus machen kann. Im Falle von Hildy Johnson ist das auch so, plus noch etwas mehr. Ja, Walter will die Story um Earl Williams abdrucken. Die Morning Post hat immer darauf hingewiesen, dass Williams unschuldig sei. Ja, Walter will seine beste Journalistin nicht gehen lassen. Die schreibt gut, die bringt Geld ein. Aber wir merken auch, im Grunde liebt er Hildy immer noch. Er geht auch davon aus, dass Hildy ihn liebt, nur muss sie noch ein wenig getreten werden.
Also holt Walter sein gesamtes Arsenal an Tricks heraus, allen voran seinen Handlanger Louie (Abner Biberman), der so manches krumme Ding für Walter dreht. Das zielt in der Regel darauf ab, den Nebenbuhler Baldwin aus dem Verkehr zu ziehen. An einem Tag landet der arme Kerl gleich dreimal im Gefängnis. Alles wegen Walters Ränkeschmiede.
Der Film hat Tempo, Witz und auch nach fast 80 Jahren sitzen die Jokes immer noch. Das können wenige Filme von sich behaupten. Das Einzige, was mich doch etwas hat aufhorchen lassen, war die Tatsache, dass Sein Mädchen für besondere Fälle an der einen oder anderen Stelle nicht ganz politisch korrekt ist. Da fallen einige Namen für Mitmenschen bestimmter Herkunft ... die sind gar nicht schön und jeder Film, der die heute benutzte, würde in Grund und Boden geschrien werden. Nun ist das Stück alt, der Film ebenso. Dennoch ... Geschmäckle.
Immerhin machen sie sich – der zweite Weltkrieg war gerade losgegangen – über Hitler lustig. Als Walter übers Telefon Anweisungen für die neue Schlagzeile durchgibt, muss er Artikel schieben. Angenervt sagt er: Ja, Hitler fliegt auch raus. Der hat auf der Witzseite Platz.
Von dem Geschmäckle abgesehen, ist der Film beste Unterhaltung und für jeden kalten, verregneten Sonntag bestens geeignet.