Besprechung
Die schlimmste Zeit des Jahres steht bevor: Weihnachten. Anna (Ella Hunt) hat sich gerade mit ihrem Vater Tony (Mark Benton), der als Hausmeister an ihrer Schule arbeitet, gestritten. Im Radio lief noch die Nachricht, dass eine unbekannte Grippe nun eine gefährliche Epidemie geworden ist. Nach einem Abend Arbeit im Bowling-Center ist der nächste Tag ein schöner Tag.
Der Tag ist so schön, dass Anna auch in Gesang ausbricht. So tanzt sie trällernd durch die Straßen ihrer Kleinstadt und bekommt gar nicht den Mord und Totschlag oder die Eingeweide auf der Straße mit. Erst als sie ihren besten Kumpel John (Malcolm Cumming) trifft, merken beide, dass etwas nicht stimmt: Zombies überall.
Anna und John flüchten ins Bowling-Center. Hier treffen sie auf die Mitschüler Steph (Sarah Swire) und Chris (Christopher Leveaux). Das Quartett macht sich auf den Weg in ihre Schule. Chris will seine Freundin Lisa (Marli Siu) sehen, Anna ihren Vater. Denn was wäre Weihnachten ohne die Lieben? Auf dem Weg in die Schule laufen sie noch dem schlagkräftigen Ex von Anna über den Weg, Nick (Ben Wiggins).
Meinung von Nils
Anna und die Apokalypse ist ein Highschool-Zombie-Musical. Das gleich mal vorweg. Es wird also gesungen. Keine Angst, es wird nicht dauernd gesungen, nur ein paar Mal und diese Male sind auch nicht schlimm, sondern teils sogar lustig.
Anna hat Träume. Sie will nach der Schule erst einmal reisen, doch ihr Vater ist dagegen. John ist Annas langjähriger Kumpel, doch er wäre gerne mehr. Dann haben wir die lesbische Steph, die von ihren Eltern über Weihnachten alleine gelassen wurde und der ewig filmende Chris, der so wahnsinnig in seine Lisa verliebt ist. Da wir nicht nur junge Leute haben können, wird auch noch der eklige Schuldirektor Savage (Paul Kaye) in den Mix geworfen. Oben kommt ein wenig Zombie-Apokalypse drauf — fertig ist der Weihnachtsspaß.
Wer wie bei Shaun of the Dead wilde Zombie-Kill sehen will und sich schon auf Eingeweide und literweise Blut freut, der wird bei Anna und die Apokalypse enttäuscht. Ja, da wird mal ein Zombie-Schneemann enthauptet oder ein Zombie gerät zwischen zwei Bowlingkugeln, aber ansonsten hält sich das mit dem Entzombifizieren recht bedeckt. Die Untoten selber sind klassisch lahmarschig. Erst wenn man in die Enge getrieben wird, sind sie eine echte Gefahr.
Nein, Anna und die Apokalypse hat einen anderen Fokus – von dem abgesehen uns zu unterhalten. Es wird viel Wert auf die zwischenmenschlichen Beziehungen gelegt. Anna möchte in diesen beschissenen Horrorzeiten ihren Vater wiedersehen. Steph ist alleine und muss sich immer behaupten in einer Welt, die sie anfeindet. John möchte einfach nur gerne Annas Freund sein, weil er sie liebt. Chris möchte Freundin und Oma wiedersehen, die beide noch von der Weihnachtsvorstellung am Vorabend in der Schule verweilen. Und Savage ist im Grund auch eine arme Sau. Er hat keine Freunde und die Arbeit ist sein Leben. Hier kann er jemand sein. Blöd, dass die Schüler nun so gut wie alle Zombies sind.
Anna und die Apokalypse hat neben der Familie noch das Thema Zukunft im Repertoire. Anfangs träumt Anna von der weiten Welt, wie wird sich das nun nach dem Ausbruch der Zombie-Seuche verhalten? Hat die Menschheit noch eine Zukunft? Das wird tatsächlich thematisiert, die Frage läuft also nicht nur irgendwo nebenbei mit.
Da es sich hier um einen britischen Film handelt, können wir uns über viele schöne Wortwitze und skurrile Situationen freuen. Die Musik – Erwähnte ich schon, dass es ein Musical ist? – ist gar nicht mal so schlimm. Da sind sogar einige nette Lieder dabei. Ich bin zwar kein Musiker, aber ich glaube singen konnte von den Schauspielern kaum einer. Und der Tanz sah meistens sehr improvisiert aus. Macht nicht, hat alles Spaß gemacht.
Wer seine Vorweihnachtszeit lieber mit mehr Musik und mehr Düsternis verbringen möchte, dem sei immer noch Nightmare Before Christmas ans Herz gelegt. Wer hingegen ein jugendlich, frisches, britisches Musical mit Zombies sehen möchte … okay, da gibt es wohl nicht so viel Auswahl. Der muss bei Anna und die Apokalypse bleiben. Aber Vorsicht: Wie die jungen Menschen in der Cafeteria schon singen, ist das Leben nicht Hollywood und demgemäß gibt es auch kein Hollywood-Ende. Das macht den Streifen auch noch einmal "anders".
An einigen Stellen geht der Film mit dem Tempo runter. Das ist wohl nicht, damit wir Zuschauer Luft holen können, sondern einfach nicht gut geschrieben. Sie sind ja noch jung. Das bekommen sie noch hin.