Besprechung
Ein Mann (Diego Klatthoff) wacht an einer Unfallstelle auf. Er kann sich nicht mehr an seinen Namen erinnern oder wie es zum Unfall hat kommen können. Er sucht Hilfe. Als ein Auto ihn mitnehmen will, fährt es einfach in den Graben. Die Frau am Steuer ist tot. Der Mann flieht. Liam findet seinen Ausweis. Damit hat der Mann einen Anlaufpunkt, doch auch in seinem Haus findet er nichts, was seine Erinnerungen zurückbringt. Stattdessen findet er immer mehr Tote.
Langsam kommt Liam dahinter, dass jedes Lebewesen, das sich ihm annähert tot umfällt. Er verkriecht sich, wird später aber von einer Frau aufgesucht. Auch sie erinnert sich nicht mehr an ihren Namen oder irgendwas aus ihrer Vergangenheit. Aber – sie stirbt nicht in Liams Nähe! Und wie der Landschaftsarchitekt feststellen muss, auch sonst niemand, wenn die Frau in seiner Nähe ist. Sie darf nur nicht zu weit von ihm weg gehen.
So machen sich die beiden auf den Weg um Hilfe zu finden. Nur hat die Polizei mittlerweile eine Verbindung zwischen Liam und den Toten hergestellt. Liam gilt als bewaffnet und gefährlich. Stück für Stück kommen bei Liam und „Jane Doe“ (Charlotte Sullivan), wie sie sich selber nennt, Erinnerungen auf…
Meinung von Nils
Ja, das will ich sehen, wenn ich zum Fantasy Filmfest gehe. Eine mysteriöse Situation, zwei Leute, die sich an nichts mehr erinnern können, Tote ohne Grund. Ein großes Rätsel, das uns hier das Regisseur-Duo Caroline Labrèche und Steve Léonard präsentieren. Die Situation ist echt scheiße. Wem willst Du das erklären, was da mit Dir passiert ist? Und beweisen willst Du das auch nicht wirklich, immerhin sterben die Menschen in Liams Nähe reihum. Das nagt verständlich an Liams Gewissen. Und bis er Jane erst einmal von seinem Zustand überzeugt hat, dauert es auch etwas. Schön bedrückend und gut gespielt von beiden Schauspielern.
Flashbacks bringen allmählich die Erinnerungen bei Liam und Jane zurück. Wir lernen, wie es dazu kam, dass die beiden zusammengefunden haben und ziemlich spät dann auch eine Erklärung dafür wie es zu Liams "Gabe" kam. Groß darauf eingegangen wird nicht, was aber auch nicht wichtig ist, nimmt der Film im dritten Akt doch eine vollkommen unerwartete Wendung. Die Regisseure Labrèche und Léonard haben auch die Geschichte zu Radius geschrieben und zaubern eine völlig abgedrehte Hintergrundgeschichte hervor. Das wirkt dabei nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern macht Sinn und lässt einen noch einmal die Hände in die Armlehne des Kinosessels krallen.
Knapp 90 Minuten wird man in ein Stück entführt, das zunächst sehr wenig Text hat, dann mit dem Eintreffen von Jane erst richtig losgeht. Sowohl Liam als auch Jane sind glaubwürdig, am Ende dreht Charlotte Sullivan noch einmal richtig auf, wenn sie mehr aus ihrer Vergangenheit erfährt. Und das Ende? Wow.
Radius ist Mystery, ein wenig SciFi, ein klitzekleines bisschen Horror durch die vielen tot Umfaller und gute Unterhaltung. Ich mag es, wenn es eine gute Geschichte gibt. Effekthascherei ist hier nicht vorhanden, wilde Verfolgungsfahrten gibt es nicht, der Film bleibt sehr ruhig und umhektisch, dabei aber immer noch spannend. Ich kann ihn empfehlen, weiß aber, dass dieser kleine, kanadische Film nicht Jedermanns Geschmack treffen dürfte. Ich war jedenfalls froh, ihn im Rahmen des Filmfests gesehen zu haben.