Besprechung
Mitte des 19. Jahrhunderts geht der ehemalige Soldat Jeremiah Johnson (Robert Redford) in die Rocky Mountains um ein Trapper zu werden. Er sucht die Einsamkeit und findet sie auch. Er schlägt sich zunächst mehr schlecht als recht durch die Wildnis. Im ersten Winter steht es sehr schlecht um ihn, zum Glück trifft er den alten Bear Claw (Will Teer), der hier schon lange in den Bergen wohnt und Bären jagt. Von dem alten Mann lernt Johnson das Handwerk des Trappers und so manchen Kniff. Dann zieht er weiter.
Obwohl er doch eigentlich die Ruhe suchte, hat er viele Begegnungen. Immer wieder sind es die Indianer, die seinen Weg kreuzen. Nicht alle Indianer sind gefährlich, mit den meisten treibt Johnson sogar Handel. Die kriegerischsten Einwohner der Berge sind die Crows. Die sind sehr territorial. Wegen eines Übergriffs von Indianern endet Johnson mit einem kleinen, stummen Jungen, den er Caleb (Josh Albee) nennt. Später gerät er durch Del Gue (Stefan Gierasch) bei den Flatheads in eine missliche Lage und findet sich mit Swan (Delle Bolton) verheiratet.
Das Leben mit Kind und Frau in den Bergen verläuft gut, bis eines Tages das Militär vor seiner Tür steht und ihn als Führer einer Rettungsaktion anheuert. Was folgt, soll Johnsons Leben verändern und ihn bei den Indianern zur Legende werden lassen.
Meinung von Nils
Jeremiah Johnson ist ein wunderschöner Western. Bei Western denkt man sofort an staubige Steppen, doch dieser Film spielt in den Bergen, hoch oben. Hier schneit es oft und viel. Was uns mit weißen Bildern zurück lässt. Schönen Bildern. Die Geschichte basiert lose auf zwei Büchern und noch loser auf dem Leben des echten Jeremiah Johnson. Eigentlich sollte Clint Eastwood unter der Regie von Sam Peckinpah den Trapper spielen. Da sich Schauspieler und Regisseur nicht verstanden, stieg zuerst der Regisseur aus, dann Eastwood. Der machte dann statt dessen Dirty Harry. Was für ein Glück für uns. Redford ist eine viele bessere Wahl. Sein Charakter hat noch Wärme und auch eine gewisse Traurigkeit an sich, die Eastwood nie hätte darstellen können.
Das Studio wollte den Film aus Kostengründen auf dem Studio-Gelände drehen, doch Redford und Regisseur Sydney Pollack – der von Redford zur Regiearbeit überredet wurde – überzeugten das Studio, dass man den Film nur im Freien drehen könne. Zum selben Preis. So drehte man an über 100 Orten in Utah. Pollack nahm eine Hypothek auf sein Haus auf, um den Film mitzufinanzieren.
Jeremiah Johnson ist ein ruhiger, schöner Film. Nicht nur wegen der Landschaftsaufnahmen. Auch die Geschichte ist schön. Ein Mann, vermutlich des Krieges und damit der Menschheit überdrüssig, geht in die Berge, um seinen Frieden zu finden. Die Natur, der er sich stellen muss, ist jedoch grausam und hart zu ihm. Er muss sich anpassen und viel lernen. Dann sind da noch die Indianer. Sie bestimmen sein Leben. Johnson weiß, was er darf und was nicht. Die Indianer respektieren ihn. Bis er sich einen Fehler erlaubt. Wissend, dass er nicht die Grabstätte der Crows betreten darf, führt er den Rettungstrupp über das Gelände – wofür er bezahlen muss. Oder besser Swan und Caleb. Hatte Johnson durch das geregelte Leben mit Kind und Frau Frieden gefunden, wurde ihm dieser genommen. Die Crows rächten sich für sein Vergehen.
Fortan streift er wieder als heimatloser Trapper durch die Berge. Die Mörder von Swan und Caleb richtet er hin, einen lässt er entkommen und von da an baut sich langsam eine Legende um Jeremiah Johnson auf. Immer wieder wird er von Crows angegriffen, geht jedoch stets als Sieger hervor. Manche glauben, er sei unsterblich.
Die Schlussszene ist dann ganz groß. Der Häuptling der Crows, Paints His Shirt Red (Joaquin Martinez), begegnet Johnson, der will schon die Waffe ziehen. Doch Paints His Shirt Red hebt die Hand zum Friedensgruß. Alles ist vergeben. Wenn Robert Redford zögerlich die Hand hebt und dann diese Geste förmlich schreit, ist das sehr beeindruckend. Beeindruckend wie der gesamte Film.