Besprechung
Nachdem die Menschen mit ihren Atombomben die Erde zu einer Wüste gemacht haben, gibt es nur noch eine Megacity, in der sich die verbliebenen Städte vereint haben. 800 Millionen Menschen leben hier. Wer am Rande dieses Molochs haust, ist der Strahlung ausgesetzt. Judikative, Exekutive und Legislative sind in den Judges vereint. Diese Richter fahren auf ihren Motorrädern durch die Megacity und sorgen für Ordnung. Oft auch durch die Hinrichtung, direkt nach der Verurteilung eines Verbrechers.
Judge Dredd (Karl Urban) fährt zusammen mit der Bewerberin Anderson (Olivia Thirlby) nach Peach Trees, einem 200 Stockwerk zählendem Gebäudekomplex, der so groß ist wie ein Stadtteil und 75.000 Bewohner zählt. Eigentlich hätte Anderson längst ausgesiebt werden müssen. Sie wuchs in der Nähe zur strahlenverseuchten Ödnis um Megacity herum auf, woraufhin sie mutiert ist. Sie hat quasi „das dritte Auge“, sie kann Gefahren sehen, bevor sie vor einem stehen und sie kann auch Gedanken lesen.
In Peach Trees wurden drei Gangmitglieder gehäutet und aus einem hohen Stockwerk geworfen. Im Zuge der Untersuchungen können Dredd und Anderson einen Lakaien von Ma-Ma (Lena Headey) dingfest machen. Ma-Ma herrscht über Peach Trees, außerdem überschwemmt sie Megacity mit der neuen Droge namens Slo-Mo, durch die die Zeit für den Konsumenten extrem gedehnt wird.
Ma-Ma will die Judges ausschalten. Dafür initiiert sie eine von den Behörden erlaubte Notfall-Übung und riegelt den gesamten Gebäudekomplex ab. Niemand kommt rein, niemand kann entkommen. Und da die Übung angekündigt ist, schreiten die Judges auch nicht ein. Dredd und Anderson sind auf sich alleine gestellt. Ihnen bleibt nur ein Weg übrig: nach oben zu Ma-Ma, um sie auszuschalten. Doch die Kriminelle hetzt die gesamten Einwohner von Peach Trees auf die beiden Ordnungshüter.
Meinung von Nils
Im ersten Moment erinnert Dredd ein wenig an The Raid, auch hier müssen sich die Guten einen Gebäudekomplex nach oben hin durchkämpfen um den Kopf der Schlange abzuschlagen. Der Film ist wieder einer der Streifen, den ich nicht im Kino gesehen haben, weil er in effing 3D lief. Ein Umstand, den man auch in 2D sieht. Die Droge, die Ma-Ma herstellt und vertickt heißt nicht umsonst Slo-Mo. Wir wissen alle, dass 3D nur dann funktioniert, wenn die Bilder langsam, ganz langsam gezeigt werden. Ansonsten bekommt man für seine 14 Euro nur Matschbilder geboten.
Doch zurück zum Film an sich. 1995 gab es bereits einen Versuch, den Comic-Antihelden Dredd auf die Leinwand zu bringen. Damals war es Sylvester Stallone, der den griesgrämigen, knallharten Richter spielte. Auch wenn der Film noch sehr comic-haft war und eher floppte – man sah von Stallone mehr als von Urban. Von dem Herr der Ringe- und Star Trek-Darsteller sieht man den gesamten Film über nur seine heruntergezogenen Mundwinkel. Gemäß der Figur ist er recht wortkarg. Somit ist Anderson als etwas redegewandterer Charakter eine wahre Bereicherung.
Dredd fließt dahin, ohne sonderlichen Holpersteine. Dredd will seinen Job machen und geht direkt auf sein Ziel zu: Ma-Ma. Die hat die Bewohner von Peach Trees in ihrer Hand und kann sie somit auf die beiden Judges hetzen – ganz wie in The Raid … Es wird viel geballert, es fließt viel Blut – das macht den Film erst am 18 ansehbar. Wer die Altersgrenze überschritten hat und sich nicht vor gehäuteten Menschen fürchtet, wird mit diesem Action-Film gut unterhalten. Ja, es gibt bessere Filme, aber für Kurzweil ist Dredd gut. Immerhin ist es eine nicht ganz üble Geschichte. Es sei dennoch erwähnt, dass die Figur des Dredd sehr kalt und nicht zugänglich bleibt. Eine Beziehung zwischen Dredd und Anderson gibt es nicht wirklich. Er will sie von Anfang an durchfallen lassen. Es wird kein Mentor-Schüler-Verhältnis aufgebaut. Das macht Dredd wieder etwas langweilig.
Allerdings hat der Streifen auch Fehler. Wenn Ma-Ma eine Hälfte einer Etage mit dicken Geschossen nahezu komplett schrottet – dürfte das nicht einen extrem schlechten Einfluss auf die Statik des Gesamtgebäudes haben? Und wie blöd ist der Zufall, dass Dredd und Anderson von eben dieser Etage auf die einzige Plattform außerhalb des Gebäudes (einem Skateboard-Parcours) stürzen? Na … Wie bei allen 3D-Filmen hätte auch Dredd kürzer ausfallen können, wenn man nicht immer die Slowmotion-Einstellungen hätte.
Wer Action mag, nicht viel nachdenken und einfach nur Geballere sehen möchte – der ist mit Dredd gut bedient. Der Streifen endet jedenfalls so, dass man eigentlich mehr sehen wollte.