Besprechung
In Westgate, einem Hochsicherheitsgefängnis, herrschen raue Sitten. Hervorgerufen durch die ungeheure Menge an Insassen und die Art und Weise, wie sie behandelt werden. In jeder Zelle hocken bis zu sechs Männer, so auch in Zelle R 17. Joe Collins (Burt Lancaster) kommt gerade aus der Einzelhaft wieder. Er saß ein für den Besitz eines Messers — das wurde ihm jedoch untergeschoben.
Treibende Kraft hinter den Ungerechtigkeiten im Gefängnis ist Captain Munsey (Hume Cronyn). Der sadistisch veranlagte Munsey hat klare Vorstellungen davon, wie man mit Abschaum umzugehen habe. Dass die Insassen von Westgate Menschen sind, interessiert ihn nicht. Er will sie alle brechen und am Ende will er der alleinige Chef des Gefängnisses sein. Den schwachen Direktor Bradley (Edmund Cobb) hat Munsey schon unter Kontrolle, auch Großteile der Wachen.
Joe kann das alles nicht mehr mit ansehen. In dem ehrenwerten Gallagher (Charles Bickford) findet er einen Verbündeten. Gallagher hat seine Männer, Joe ebenfalls. Mit gemeinsamer Hilfe will man ausbrechen, doch Munsey ist ihnen einen Schritt voraus. Der weiß von dem Ausbruchsversuch. Jemand hat geredet.
Meinung von Nils
Der Film hat eine sehr düstere Grundstimmung. Von der Art, wie er gefilmt ist und von der Art, wie die Schauspieler ihn darstellen. Das Gefängnis ist eine Hölle auf Erden. Das kommt durch die Überbelegung zustande, aber vor allem von der miesen Behandlung der Insassen. Klar, sind das nicht alles Unschuldslämmer. Von den Zellengefährten Joes erfahren wir auch durch Rückblenden, wieso sie in der Zelle gelandet sind. Oftmals hat es mit einer Frau zu tun.
Wenn es eine Hölle gibt, muss es auch einen Teufel geben und der wird von Captain Munsey bestens repräsentiert. Er war es, der Collins das Messer hat zuspielen lassen, um ihn so in Einzelhaft zu stecken. Munsey wollte Collins brechen. So, wie er jeden der Insassen brechen will. Wer nicht spurt, muss in den Abwässern arbeiten. Auch wenn derjenige schon alt und krank ist. Munsey ist das egal, für ihn sind das alles Tiere und er ist der Leitbulle. Die schwachen Menschen müssen sterben, damit die starken weiterleben können, so der Captain. Munsey setzt alles daran, die Inhaftierten fertig zu machen. Entweder durch solche Aktionen wie mit Collins, aber auch mit roher Gewalt – einen Mann, der nicht reden will, schlägt der Captain zu Tode – oder psychologischen Tricks. So treibt er einen Zellengenossen von Joe Collins in den Freitod.
Der eigentliche Gefängnisdirektor ist schwach und wird auch später abgesetzt, so dass Munsey an sein Ziel gelangt und Direktor wird. Der schlimmste Mensch wird der Verantwortliche für die Inhaftierten. Das kann nicht gut gehen. Hume Cronyn war selber recht kurz und seine Figur des Captain Munsey wird selten rasend, dennoch ist Munsey abgrundtief böse und das bringt Cronyn auch herüber.
Und Burt Lancaster? Es war sein zweiter Film aber nicht der, mit dem er auch bekannt wurde. Sein erster Film Rächer der Unterwelt machte ihn bereits bekannt. In Zelle R 17 spielt Lancaster zwar den Helden, er lehnt sich gegen den Despoten auf, er will seine Leute aus dieser Hölle befreien – aber zum Happy End soll es nicht reichen. Ein ungewöhnliches, ein gewalttätiges und ein trauriges Ende, das wir in Zelle R 17 sehen. Die einzige gute Seele des Gefängnispersonals, Dr. Walters (Art Smith), sagt es am Schluss sehr passend: Sie entkommen nicht. Niemand entkommt. Kein Mensch entkommt straflos, Calypso.
. Das zeigt die Hoffnungslosigkeit dieses Themas. Dr. Walters hatte sich aber auch schon am Anfang des Films selber als Gefangenen bezeichnet.
Walters erklärt im Film, man bräuchte Geduld, um die Kriminellen wieder zu rehabilitieren. Doch Munsey will das gar nicht. Er ist sadistisch und machtgeil – er will alle Gefangenen unterjochen oder kaputt machen. Der Film trägt nicht zu Unrecht den Namen Brute Force im Original, also brutale Gewalt. Vor allem das Ende ist voller Gewalt: ein Verräter wird hingerichtet, irgendwie kommt jeder ums Leben.
Zelle R 17 ist kein Streifen, den man "nebenbei" schaut oder der einem einen schönen Abend bescheren soll. Er ist eine Anklage gegen die schlechte, unsoziale Behandlung in Gefängnissen, wo man vergessen kann, dass die Insassen immer noch Menschen sind und keine Dinge.