Besprechung
Renton (Ewan McGregor) lebt in Edinburgh und hängt an der Nadel. Das ist nichts Ungewöhnliches – seine ganze Clique spritzt sich Heroin. Der etwas debile Spud (Ewen Bremner) und der durchgeknallte Sick Boy (Jonny Lee Miller), der gerne auch mal ein großes Drogending drehen würde, nehmen gerne zusammen mit Renton Drogen ein. Der aggressive Begbie (Robert Carlyle) und der „saubere“ Tommy (Kevin McKidd) werfen keine Drogen ein, gehören aber dennoch zur Gang.
Renton versucht immer mal wieder vom Heroin wegzukommen, aber er schafft es nicht. Auch ein einschneidendes Erlebnis, das ein Leben kostet, schafft es nicht, den jungen Schotten zur Besinnung zu bringen.
Ein kalter Entzug mit Hilfe seiner Eltern bewirkt das Unmögliche. Renton beginnt in London ein neues Leben – wird jedoch von seiner Vergangenheit eingeholt.
Meinung von Nils
Einer der Filme der 1990er. Wild, dreckig und ein Thema ansprechend, das so herzlich wenig filmtauglich ist. Jedenfalls dann, wenn man einen netten Filmabend mit den Eltern haben wollte. Drogen sind hier normal und werden als cool verkauft. Wir haben einen sympathischen Haupt- und kuriose Nebencharaktere sowie eben Drogen. Sind Drogen bei Fear and Loathing in Las Vegas abschreckend, sind sie in Trainspotting irgendwie "in Ordnung". Der Schrecken der Drogen wird erst bei der Geschichte mit dem Baby dem Zuschauer noch einmal ins Bewusstsein gerufen. Und wenn Renton den Cold Turkey macht.
Somit ist Trainspotting nicht wirklich durchgeknallt und lustig wie z.B. The Big Lebowski, aber auch nicht wirklich wachrüttelnd. Der Film plätschert mehr dahin. Wir bekommen schräge, klar gezeichnete Charaktere geboten, die sich irgendwie durchs Leben schlagen. Ein Grund — neben der Abhängigkeit an sich — für den Gebrauch der Drogen mag sein, dass man als Schotte nicht sehr viel Selbstwertgefühl zu haben scheint. Zumindest kommt das herüber, wenn die Freunde aufs Land fahren. Tommy will mit ihnen durch die Highlands wandern, doch Renton schreit in die Welt hinaus, wie beschissen doch die Schotten sind, haben sie sich von einem Haufen Arschlöcher wie den Briten unterjochen lassen. Da kann man auch nichts mehr schön reden, so Renton.
Der Film basiert auf dem gleichnamigen Buch von Irvine Welsh. Die Umsetzung ist sehr farbenfroh. Das ist nicht auf irgendwelche Drogenexzesse zu beziehen, sondern einfach aus künstlerischer Sicht so gewollt. Dadurch bekommt der Film etwas comichaftes und zugleich auch wieder fröhliches.
Trainspotting wird von vielen Leuten hoch gelobt, ich stehe dem Streifen etwas skeptischer gegenüber. So richtig viel Handlung hat der Film nicht, er ist nicht anklagend und auch nicht lustig genug, um in die eine oder andere Richtung zu gehen. Was man dem Film hochhalten muss, oder viel mehr dem Regisseur Danny Boyle, ist die Tatsache, dass Trainspotting wirklich einige sehr gute Bilder hat. Das war Boyle auch wichtig, da britische Filme seiner Meinung nach zu selten bildgewaltig oder zumindest bildintensiv sind, als dass man sich einzelne Bilder einprägte. Das hat er mit Trainspotting geschafft. Ich denke an z.B. das Bild, wenn das Quintett am Bahnsteig im Nirgendwo steht. Oder die berühmte Szene mit der ekligsten Toilette in ganz Schottland.
So oder so — gesehen haben sollte man Trainspotting schon wenigstens einmal. Auch weil Trainspotting der Film war, mit dem der junge Ewan McGregor seinen Durchbruch feierte. Die anderen Schauspieler sind ebenfalls bekannt. Jonny Lee Miller der Sherlock Holmes in der amerikanischen Serie Elementary, Robert Carlyle ist ebenso im Fernsehen häufig anzutreffen und die junge Kelly Macdonnald (z.B. Gosford Park) hatte in Trainspotting ihren ersten Auftritt.
Was wieder einmal ein absolutes Geheimnis bleiben wird, ist die Frage, wieso der deutsche Filmverleih dem Streifen einen zweiten Titel geben musste und wieso sie die gescheiterten, kaputten Drogenabhängigen "Neue Helden" nennen...?! Was haben die denn schon wieder geraucht, um so einen Titel zu vergeben?