Filmplakat Der Hobbit – Eine unerwartete Reise

6/10

"Wir haben keine Verwendung für Abenteuer." — Der Hobbit – Eine unerwartete Reise, 2012

Der Hobbit – Eine unerwartete Reise

Besprechung

Eines Tages steht Gandalf der Graue (Ian McKellen) bei dem jungen Hobbit Bilbo (Martin Freeman) vor der Tür und lädt ihn auf ein Abenteuer ein. Doch Hobbits haben mit Abenteuern nicht viel am Hut. Gandalf lässt nicht locker und schon fallen kurze Zeit darauf 13 Zwerge bei Herrn Beutlin in die Höhle ein, plündern seine Speisekammer und bringen ganz viel Unordnung in sein Leben.

Schließlich fasst Bilbo doch den Mut und geht mit den Zwergen auf eine Reise.

Es geht zum einsamen Berg Erebor, der einstigen Zwergenstadt, die vor vielen Jahren vom Feuerdrachen Smaug in Beschlag genommen wurde. Angezogen von dem mächtigen Goldschatz haust der Drache nun in den Hallen von Erebor.

Der Königsabkömmling Thorin (Richard Armitage) will mit einer Schar heimatloser Zwerge sein Reich zurückgewinnen.

Die Reise dahin ist voller Gefahren.

Meinung von

Manchmal hilft es, wenn man mit niedrigen Erwartungen in einen Film geht. Dann wird man nicht enttäuscht. Manchmal wird man sogar überrascht und die Freude, dass man doch einen guten Film gesehen hat, ist umso größer. Der Hobbit, erster Teil, kann leider die niedrigen Erwartungen nicht übertreffen, sondern nur bestätigen. Ich habe wirklich versucht dem Ganzen etwas gutes abzugewinnen, aber es wollte nicht gelingen. Hauptkritikpunkte sind:

1.) Der Film ist zu lang! Dieser Meinung war ich nicht alleine. Wir waren zu dritt und jeder war der Ansicht, man hätte locker mindestens 40 Minuten rausstreichen können.

2.) Dessen war ich mir im Vorfeld bewusst und zumindest die erste eineinhalb Stunden des Films beweisen es: Der Hobbit ist ein Kinderbuch. Am Anfang müssen wir deshalb rülpsende Zwerge, in-die-Höhle-polternde Zwerge, lispelnde Trolle und schielende Zauberer ertragen. WTF? In der zweiten Filmhälfte hingegen werden fröhlich Köpfe abgeschlagen.

Sind die ersten beiden Punkte noch "allgemein" und nicht nur von mir so beobachtet, scheiden sich an der Technik die Geister. HD im Kino? Ich werde kein Freund davon. Der Hobbit ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass Filme eine gewisse "Körnung" brauchen, um real zu wirken. Oder besser: damit die Illusion von Realität funktioniert. Durch das HD in Der Hobbit sieht man sehr, sehr oft, dass der Film im Studio gedreht ist, das war bei Der Herr der Ringe anders. Es wirkt zu real! Ja, das gibt es. Man hat den Eindruck, man wäre bei den Dreharbeiten am Set dabei. Und das zerstört die Illusion, die man doch im Kino eigentlich erwartet.

Einziger Vorteil der höheren Framerate von 48 Bildern pro Sekunde (im Gegensatz zu den üblichen 24): man bekommt vom 3D - das mal wieder überflüssig war - keine Kopfschmerzen. Das konnte ich doch positiv feststellen.

Der Hobbit ist ein Kinderbuch und ein gar nicht so dickes dazu. Dass Peter Jackson daraus drei abendfüllende (!) Filme gemacht hat/machen wird - unverständlich. Es ist schon einige Jahre her, dass ich das Buch las, aber Jackson hat sehr viele Nebenhandlungen aus Tolkiens Werk miteingeflochten, das hier als unnötiges Füllmaterial wirkt. Ich wäre voll und ganz zufrieden gewesen, wenn er die Geschichte des Hobbits - von mir aus auch in vier Stunden - dafür aber komplett in einem Film abgedreht hätte.

Apropos "Geschichte des Hobbits": Bilbo, um den es ja dem Titel nach geht, kommt nicht so richtig in dem Streifen vor. Er wirkt mehr wie ein Mitläufer, während die Geschichte vom edlen Zwergen Thorin erzählt wird. Das ist sehr verwirrend. Ich denke einmal, es ist das Ergebnis der oben beschriebenen "Auffüll-Aktion" durch Jackson, der unbedingt "all die tollen Ideen von Tolkien" noch mit unterbringen wollte.

Kommen wir zu Martin Freeman, der der breiten Öffentlichkeit durch die Sherlock Holmes-TV-Serie bekannt geworden ist. Er macht seinen Job - wenn er denn mal einen Auftritt hat - sehr ordentlich. Sein Hobbit ist empört und zugleich verstört ob der vielen Leute und der Aussicht auf Abenteuer. Er schaut oft hilflos und fragend drein. Dennoch bekommt man den Wandel vom Mitläufer hin zum "Ich will helfen"-Typen mit. Leider hat er zu wenig Präsenz.

Wer hingegen sehr gut diesmal rüberkam, das war Gollum. Andy Serkis hat genügend Erfahrung, diese Figur zu spielen und sein Spiel in Der Hobbit ist sehr gut!

Teil 2 und 3 der Hobbit-Reise werde ich mir ganz bestimmt nicht mit allen Zusätzen, die es gibt, im Kino anschauen. Viel zu teuer und dafür hat es einfach nicht Klick gemacht beim ersten Teil. Eventuell - und das will jetzt echt was heißen für einen Moviejunkie - sitze ich die beiden letzten Teile auch nur aus und warte jeweils auf die 9,90-DVD …