Besprechung
Der Kleindealer Chris Smith (Emile Hirsch) ist in Schwierigkeiten. Er schuldet einem Typen 6000 Dollar und wenn er die nicht aufbringen kann … dann endet es übel für Chris. Sein Vater Ansel (Thomas Haden Church) kann da auch nicht helfen. Nicht einmal 1000 Dollar zur Anzahlung hat der Mechaniker auf der Kante.
Chris bekommt Wind von dem Polizisten Joe Cooper (Matthew McConaughey), auch Killer Joe genannt. Der soll gegen Geld Leute umbringen. Chris‘ Mutter hat eine Lebensversicherung über 50.000 Dollar, die im Todesfall an Chris‘ Schwester Dottie (Juno Temple) ausgezahlt werden soll. Vater und Sohn beschließen, Killer Joe anzuheuern.
Killer Joe ist ein Mann mit Regeln. Das Geld für den Auftrag muss im Voraus bezahlt werden. Blöde nur, dass die Lebensversicherung erst nach der Tat ausgezahlt wird. Was tun? Der Polizist mit dem seltsamen Nebenstandbein lässt sich jedoch auf einen Deal ein: die etwas zurückgebliebene Dottie soll als Sicherheit herhalten.
Der Deal steht – aber geht er auch glatt?
Meinung von Nils
Was war das denn? Killer Joe vermittelt von der erste Szene an, dass es hier alles etwas langsamer vonstatten geht. Die Familie Smith ist ein Haufen Rednecks aus Texas. Nicht die hellsten Glühbirnen. Ansel wird sehr überzeugend von Thomas Haden Church gespielt. Er ist langsam im Kopf und wenn es zum Showdown kommt, benimmt er sich "seltsam". Seine (zweite) Frau Sharla (Gina Gershon) ist ein Flittchen, hat neben Ansel noch einen Liebhaber und macht Fotos von Genitalien der Männer, mit denen sie schläft.
Einzig Chris scheint etwas im Kopf zu haben — wobei sich auch das im Ende als Trugschluss herausstellen soll.
Bleibt Killer Joe selber. Schönling und "gerne sich Auszieher" Matthew McConaughey spielt einfach klasse. Im Rahmen des Fantasy Filmfests sahen wir den Film im Original (leider mit störenden Untertiteln) und hier kam sein schauspielerisches Können richtig rüber. Das wird vermutlich in der Synchronisation flöten gehen.
McConaughey spielt seinen mordenden Polizisten extrem ruhig. Also ist auch er langsam, doch das ist eher die Langsamkeit einer sich anschleichenden, zum Angriff bereiten Schlange. Dottie sagt nicht umsonst, dass seine Augen/sein Blick weh tun würde(n). Killer Joe ist gefährlich, das merkt man vom ersten Moment an. McConaughey gibt einen wunderbar psychopathischen, kranken Bastard von Killer ab. "Gefährlich" muss nicht laut sein.
Killer Joe baut sich ganz, ganz langsam auf und endet dann in einem explosiven Chaos-Finale. Ein Finale, das offen bleibt. Auf einmal ist die Leinwand schwarz und der Abspann fängt an. Der Zuschauer bleibt mit einem WTF-Gesicht zurück und der Frage, was er da eben gesehen hat!?
Man sieht viel nackte Haut. McConaughey, Temple und Gershon ziehen fröhlich blank. Und was man mit einem Hühnchenschenkel anstellen kann … das will ich gar nicht verraten. Das muss man gesehen haben. Oder lieber nicht.
Das Schauspiel von McConaughey, aber auch von Haden Church ist einen Gang ins Kino auf alle Fälle wert.
Killer Joe wird für mich lange in Erinnerung bleiben; auch weil er der Film mit der wohl schlechtesten Schlägerei ist, die ich je gesehen habe. Chris wird von zwei Schlägern "bearbeitet", aber man sieht, dass irgendwie jeder Schlag weit vom Gesicht vorbeizieht. So eine miese Filmschlägerei habe ich noch nie gesehen.