Besprechung
Die junge Marion Crane (Janet Leigh) arbeitet bei einer Immobilienfirma als Sekretärin. Eines Tages kommt ein Kunde vorbei und bezahlt bar: 40.000 Dollar. Marion soll das Geld auf die Bank bringen. Stattdessen packt sie kurzentschlossen ihre Sachen und fährt zu ihrem Freund Sam Loomis (John Gavin) aufs Land. Mit dem Geld können sich die Beiden eine unbeschwerte Zukunft sichern, so denkt sich Marion.
Auf dem Weg zu Sam wird sie des nachts von einem schweren Regen überrascht, der sie dazu zwingt, irgendwo einzukehren. Bei den schlechten Sichtverhältnissen hat Marion die falsche Abbiegung genommen und nun steht sie vor dem abseits gelegenen Bates Motel, wo sie ein Zimmer für die Nacht nimmt.
Norman Bates (Anthony Perkins) ist ein schüchterner junger Mann. Er führt das verwaiste Hotel und steht unter der Knute seiner leicht verrückten Mutter. Das bekommt auch Marion mit.
Als Marion duschen will, wird sie von der Mutter erstochen.
Da die Sekretärin verschwunden ist, machen sie mehrere Leute auf die Suche nach ihr. Zum einen ist da ihre Schwester Lila Crane (Vera Miles), die zunächst den Verdacht hat, dass Marion bei Sam ist – doch da ist sie nicht. Außerdem gesellt sich der Detektiv Milton Arbogast (Martin Balsam) dazu. Er sucht nach der Diebin im Auftrag von Marions Chef.
Die Spuren führen zum Bates Motel, das ein sehr dunkles Geheimnis birgt.
Meinung von Nils
Der Meister des Suspense-Kinos, Alfred Hitchcock, hat mit Psycho eines dieser Werke abgeliefert, das Filmgeschichte geschrieben hat. 1960 war das Horror pur! Nur dass man nichts wirklich sah, sondern der Regisseur dem Zuschauer die Horror-Elemente im Kopf zusammenfügen ließ. Wenn man die berühmte Duschszene anschaut, in der Janet Leigh, die damit aus Sicht der Filmgeschichte unsterblich geworden ist, ermordet wird, sieht man keine Einstiche, keine Gedärme oder ähnliches. Durch geschickte Schnittführung und ausgewählte Blickwinkel denkt man, man sieht "alles". Irrtum.
Auch wenn ich schreibe, dass Janet Leigh sich mit ihrer Rolle als Marion Crane in die Filmgeschichtsbücher eingeschrieben hat, ist es doch interessant zu beobachten, dass ihre Figur nach 45 Minuten (von 109 Minuten Gesamtlänge) nicht mehr da ist. Futsch. Tot. So groß war der Eindruck, den ihre Figur hinterlassen hat. Das Ganze wird natürlich noch intensiver durch die Geigenmusik von Bernard Herrmann. Dieses *ickickick* wird ebenso gerne und oft referenziert wie John Williams' Thema aus Der Weiße Hai (*buuuudumm*).
Anthony Perkins hatte zu dem Zeitpunkt, da er den Film drehte, bereits eine Oscar-Nominierung hinter sich. Er ist zart und schüchtern, aber wenn sich seine Figur mit Marion unterhält, merkt man schnell, dass da noch etwas tiefes, dunkles unter der Oberfläche ist.
Norman Bates wurde an die tatsächlich existierende Figur des Frauenmörders Ed Gien angelehnt und von Robert Bloch geschrieben. Norman ist nach dem Mord an seiner Mutter eine gespaltene Persönlichkeit. Übrigens eine Thematik, die, wie ich finde, auch in der Zweigeteilheit des Films zu finden ist. Eine Hälfte Marion, die andere Lila.
Psycho ist verglichen mit heutigen Horrorfilmen natürlich absolut harmlos. Aber welcher Film hat heutzutage noch so großartige, einprägsame Kameraeinstellungen? Wenn nach dem Mord in der Dusche das Blut in den Abfluss läuft und wir diesen in Großaufnahme sehen … Beeindruckend in seiner Einfachheit. Ebenfalls bemerkenswert ist das verstörte Gesicht von Norman Bates am Ende des Films, wenn er die Decke um die Schultern hat und seine Mutter ist. Zudem gibt Hitchcock seinen Zuschauern noch einen kleinen Schock mit auf den Weg wenn er Bates' und das skelettierte Gesicht seiner Mutter überblendet.
Man darf das Ende nicht wissen - und nicht durch zu viel Kino "abgestumpft" sein - dann ist Psycho ein Wahnsinnsfilm. Die Geschichte ist groß, beängstigend, gut gespielt und toll gefilmt. Interessant finde ich auch, dass am Ende der Psychiater auf der Polizeistation sehr lange und ausgiebig die Psyche dieses kaputten Mannes und mehrfachen Mörders erklärt. Das ist kein Knall-auf-Fall-Ende, sondern hier wird sich noch Zeit genommen, das grausame und zerstörte Wesen zu erklären.