Besprechung
Vor vielen Jahren schon gab John Robie (Cary Grant) seine Karriere als Fassaden kletternder Juwelendieb auf. Nun lebt er in Nizza, züchtet Rosen und baut Wein an. Seine Vergangenheit hat er endgültig hinter sich gelassen. Doch sie holt ihn wieder ein.
Es geht ein Dieb um, der die Handschrift von John trägt, der früher den Spitznamen „Die Katze“ hatte. Alle denken die Katze würde wieder auf Beutefang gehen. Doch John beteuert seine Unschuld.
Um Hilfe zu erhalten, geht John zu Bertani (Charles Vanel), einem ehemaligen Komplizen, der nun ein Restaurant führt. Bertani vermittelt John den Kontakt zu Hughson (John Williams), der, wie sich herausstellen soll, für eine Versicherung arbeitet. Hughson versorgt John mit einer Liste von potenziellen Opfern der Katze. Der ehemalige Dieb will dem derzeit umgehenden Fassadenkletterer eine Falle stellen.
Ein potenzielles Opfer ist die reiche Amerikanerin Jessie Stevens (Jessie Royce Landis), die mit ihrer schönen Tochter Frances (Grace Kelly) gerade in Nizza weilt. John hängt sich an das Mutter/Tochter-Gespann. Frances ist jedoch von Anfang an argwöhnisch …
Meinung von Nils
Mit diesem Klassiker bin ich aufgewachsen. Früher lief der Streifen öfter mal im Fernsehen, ich glaube mittlerweile senden die solche wunderbaren Filme nicht mehr. Schon immer fand ich Über den Dächern von Nizza toll. Und Grace Kelly ist einfach wunderschön.
Da ich den Film schon so oft gesehen habe, weiß ich gar nicht mehr, wie es war, als man noch nicht wusste, wer die Katze in Wirklichkeit ist. Allerdings habe ich eine Ahnung davon, wie es gewesen sein muss. Hitchcock zeigt uns den smarten Ex-Dieb Robie und lässt uns zunächst im Unklaren darüber, ob er tatsächlich wieder über die Dächer in Hotelzimmer einsteckt — oder eben nicht.
Moviejunkie Thorsten und ich sahen den Film 56 Jahre nach der Erstausstrahlung im Metropolis auf der großen Leinwand. Ein völlig anderes Erlebnis, als in der kleinen Flimmerkiste bei den Eltern damals. Eines wurde klar: In der Erinnerung war Über den Dächern von Nizza schneller. Heutzutage betrachtet, fließt der Film ruhig dahin. Bis auf die eine Verfolgungsjagd, bei der Grace Kellys Figur Frances den Dieb Robie dazu bringt, sich krampfhaft an sich selbst festzuhalten, gibt es nicht viel Geschwindigkeit. Ich vermute mal, dass heutige Generationen schnell ausschalten würden. Dabei würde ihnen eine wunderbare Geschichte entgehen. Grant und Kelly turteln umeinander herum, gerade Frances stichelt immerzu und will Robie als Dieb überführen. Gleichzeitig fühlt sich das "brave Mädchen" sehr zu diesem verwegenen Mann hingezogen. Das ist alles sehr elegant und schön anzusehen.
Im Hinterkopf dann sie stetige Ungewissheit, ob Robie ein doppeltes Spiel spielt und nicht doch die Katze ist.
Bemerkenswert ist die Szene auf dem Dach, wenn Robie den echten Dieb verfolgt. Das wäre alles schnell erledigt heutzutage. Doch das — entschuldigt das Wortspiel — Katz-und-Maus-Spiel wird von Hitchcock geschickt inszeniert. Der Regisseur und "Master of Suspense" war ein großer Freund von kontrollierten Verhältnissen. Er hat nur ungern im Freien gedreht, lieber im Studio. Die Dachkonstruktion ist ihm wunderbar gelungen. Eigentlich ist das ein kleines Areal, aber durch die flachen Giebel, die Schornsteine und Winkel, wird das Dach des Herrenhauses, auf dem das Finale stattfindet, plötzlich riesig und die Jagd dauert an. Das ist ungemein spannend gemacht. Auch heute noch.
Wie gesagt, heute betrachtet, ist Über den Dächern von Nizza ein sehr ruhiger Film, der aber enorm viel Charme, eine gute Geschichte, tolle Schauspieler und eine eigenartige, nicht erwartete Spannung hat. Solche Dinge werden einem übrigens erst wirklich bewusst, wenn man solche Filme auf großer Leinwand sieht. Plötzlich hat man Zeit, Dinge in den Szenen zu entdecken, die man früher nicht hatte. Schön.
Über den Dächern von Nizza muss man kennen!