Besprechung
Frank (Rain Wilson) hatte genau zwei großartige Momente in seinem Leben. Einer war seine Hochzeit mit Sarah (Liv Tyler). Als die mit dem Drogendealer Jacques (Kevin Bacon) abhaut, ist Frank am Boden zerstört. Nie passiert ihm etwas Gutes.
Auf dem Sender AJN (All Jesus Network) sieht Frank den fiktiven Helden der Kirche, den Holy Avenger (Nathan Fillion) und das bringt Frank zu einer Epiphanie. Frank weiß, was er zu tun hat, um all das Unrecht das ihn umgibt, zu bekämpfen: er muss ein Superheld werden. Also eigentlich nur ein Held, weil Superkräfte hat er nicht. Er hat allerdings auch keine Ahnung von Helden, weshalb er sich Hilfe in einem Comicladen holt. Die junge Libby (Ellen Page) bringt ihn auf den richtigen Pfad.
Fortan zieht Frank als roter Crimson Bolt durch die Straßen und schlägt mit einer Rohrzange auf alle böse Menschen ein. Die Polizei sieht in ihm einen Verbrecher und seine Frau hat er auch noch nicht zurück.
Als er von den Handlangern Jacques angeschossen wird, muss er sich jemandem anvertrauen. Libby muss es sein und die ist völlig aus dem Häuschen, als sie erfährt, dass Frank der Crimson Bolt ist. Sie will als sein Sidekick Boltie mitmischen. Ob das die richtige Unterstützung im Rachefeldzug gegen Jacques ist? Können der Crimson Bolt und Boltie Sarah retten?
Meinung von Nils
Als der Abspann durch war und das Licht anging, fragte mich Herr M., der mit im Film war, was ich so selig grinsen würde? Ich sähe aus, als habe ich den besten Film meines Lebens gesehen. — So ungefähr. :-) Ich wusste, dass Super schräg werden würde, aber so schräg?
Regisseur James Gunn, der nach der Vorführung auf der Bühne für eine kleine Q&A-Runde zur Verfügung stand, zeigt uns einen "klassischen" Helden. Ein schweres Unglück widerfährt Frank, Gott legt seinen Finger auf sein Hirn und somit macht sich der gebrochene Mann auf, um den Unterdrückten zu helfen. Hat alles etwas von Batman — ohne den Tod der Eltern. Auch sind die Waffen, die der Crimson Bolt benutzt, nicht so cool wie bei Batman. Eine Rohrzange muss reichen, um den Kinderschändern, Drogendealern und In-der-Kinoschlange-Vordränglern Vernunft in den Schädel einzuschlagen.
Viel Blut, übertriebene Gewalt, Comichelden-Anspielungen, Slapstick und Absurditäten erwarten den Kinogänger, wenn der Held laut ruft Shut up Crime!
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Der etwas pummelige und eigentlich für seine tragisch-komischen Rollen bekannte Rainn Wilson — wir sahen ihn zuletzt in Hesher in einer nur tragischen Rolle — gibt uns den traurigen, von seiner Umwelt nicht geliebten Mann, der sein Schicksal — über den Umweg namens Gott — selber in die Hand nimmt. Wirft man anderen Helden in den Comics vor, sie stünden auf der Kippe und drohten in die Kriminalität zu stürzen, dann macht das der Crimson Bolt, er stürzt. Allerdings ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein. Er will nur helfen. Mit aller Macht, die in seinem Schlagarm steckt.
Dann haben wir natürlich noch Ellen Page, die wir alle lieben. Die zierliche Frau, die laut James Gunn eine sehr zurückhaltende, eher schüchterne Person ist, flippt in Super total aus. Sie ist voll auf Droge, hat man den Eindruck. Sie spielt als hätte sie eine Starkstromleitung im Hintern. Page gibt den extrem aufgeregten Sidekick. Sie will um jeden Preis mit dem Crimson Bolt Bösewichte bekämpfen. Als sie dann das erste Mal mit ihrem Helden hinter einer Mülltonne hockt und auf Verbrecher wartet, ist sie schnell gelangweilt. Sie braucht mehr Adrenalin — und das lässt sie später auch in hohen Dosen heraus.
Kevin Bacon ist herrlich fies. Immer eine Freude dem Mann in einer Rolle als Bösewicht zuzusehen.
Super ist ein Heldenfilm der anderen Art. Für alle Freunde des konventionellen Superheldenfilms bietet James Gunn die eine oder andere Krücke, an der man sich festhalten kann. Die Grund-Idee der "Warum hat das eigentlich noch niemand gemacht?"-Frage stammt klar aus Kick-Ass. Na schön, der ist auch schon ungewöhnlich … Wenn der Crimson Bolt an seinen Taten zweifelt und sein Kostüm in einem Mülleimer in irgendeiner Gasse verschwinden lässt, dann ist das eine Referenz an Spider-Man 2. Als im Showdown der Crimson Bolt einen Bösewicht vom Dach gegen die Scheibe knallen lässt, ein Schild um den Hals, musste ich an The Dark Knight denken. Welche Hacker-Slacker-Filme Gunn referenziert, weiß ich nicht. Bestimmt sind da welche bei. Zuzutrauen ist es ihm.
Man braucht starke Nerven und starke Lachmuskeln, um Super zu genießen. Ich habe beides, ich habe mich also köstlich amüsiert. Daher der glückselige Ausdruck auf meinem Gesicht nach dem Film.
Super musste mit einem Budget von 2,5 Millionen Dollar auskommen. Alle Schauspieler haben eine minimale Gage angenommen und der Streifen wurde innerhalb von 24 Tagen durchgedreht. Einziger Minuspunkt ist die Handkamera. Ich hasse Handkamera!