Besprechung
Mehr durch einen Zufall gerät Driss (Omar Sy) an den Job beim reichen Philippe (François Cluzet). Driss wird die neue Pflegekraft für den Querschnittsgelähmten. Dass Driss so gar keine Ahnung hat, wie man den Job macht, ist egal. Dass Philippes Freunde ihn vor dem langen Schwarzen aus dem Ghetto warnen, ist ebenfalls egal.
Driss war im Knast, doch Philippe stört das alles nicht. Im Gegenteil: Die großen Gegensätze zwischen Driss und Philippe sind es, was dem kranken Mann gerade so gut tun. Driss nimmt keine Rücksicht auf die Behinderung seines neuen Chefs. Er macht sogar Witze darüber. Das ist es, was der sonst so verbitterte und launische Philippe benötigt.
Der unkonventionelle Pfleger geht sogar noch weiter und treibt Philippe dazu, seine Brieffreundschaft zu etwas mehr werden zu lassen.
Meinung von Nils
Absolut politisch unkorrekt, schamlos und urkomisch. Genau in der Reihenfolge. Wir haben den reichen Knilch aus der Oberschicht, der neben seiner Mobilität auch seine geliebte Frau verloren hat. Damit ist jeder Lebenswille erloschen. Philippes Leben besteht nur aus Routinen, alle kümmern sich um ihn und dabei leidet er noch mehr. Bis dieser verrückte Kerl aus dem Ghetto kommt und sein Leben umkrempelt.
Der Typ aus der Oberschicht und der aus der Unterschicht — eigentlich sollten sie gar nichts gemein haben. Doch sie kommen sich näher und werden Freunde. Irgendwie. Driss pöbelt Philippe an, macht sich über seine Behinderung lustig — und lässt seinen gelähmten Chef damit wieder am Leben teilhaben. Da steckt keine Masche, kein Plan, keine Therapie dahinter. Driss ist einfach so. Er hält nie die Klappe und sagt, was er denkt.
Daraus hätte man eine alberne, platte Komödie machen können, doch Ziemlich beste Freunde wird nie flach. Die Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit und wie das Leben nun einmal ist, so ist auch Ziemlich beste Freunde: komisch, traurig, bitter.
Nicht nur Philippe hat seine Probleme, auch der spritzige Driss. Seine Familienverhältnisse werden ausgeleuchtet und was wir sehen, ist nicht nett. Aber die Regisseure Olivier Nakache und Eric Toledano gehen nicht zu sehr in die dunklen Ecken. In keine von den beiden Männern. Nur gerade so viel, dass wir als Zuschauer sie verstehen und die Figuren nicht zweidimensional bleiben.
Das gesamte Kino hat sich köstlich amüsiert. Immer wieder gibt es ruhige Stellen, doch nie wird der Zuschauer in eine dunkle Schicksalssoße gerissen. Es gibt kein Fremdschämen — was bei so einer Thematik durchaus drin gewesen wäre.
Unterm Strich eine herrliche Komödie mit viel Witz und Wärme. Sehr sehenswert. Und eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis die Amis auch diesen Film wieder nachdrehen. Die drehen ja alles nach … :-(