Besprechung
David (Colin Farrell) wurde von seiner Frau verlassen. Das ist an sich schon schlimm, aber es geht noch schlimmer. Nämlich dann, wenn man nicht alleine sein darf. Wer alleine ist, wird in ein Hotel gebracht, wo er oder sie 45 Tage Zeit hat, einen Partner zu finden. Klappt das in der Zeit nicht, wird man in ein Tier verwandelt. Immerhin darf man sich wünschen, in was für ein Tier man verwandelt wird.
Der traurige Architekt David zieht mit seinem Bruder Bob – der nun ein Hund ist – in das Hotel ein. So recht will es nicht klappen mit dem Finden einer Frau. Das ist auch so schon schwer genug, das aber unter Zeitdruck zu machen erleichtert das Unterfangen nicht gerade. Immerhin kann man sich Extra-Tage „erkaufen“, wenn man auf der regelmäßig stattfindenden Jagd, im Wald lebende Einzelgänger erlegt.
Irgendwann kommt David auf die Idee, nicht Gefühle zu zeigen, sondern eben genau das Gegenteil zu machen – keine Gefühle zu zeigen. So kommt er mit einer sehr kaltherzigen, gefühllosen Frau (Angeliki Papoulia) zusammen. Doch das geht schief und so findet er sich im Wald wieder. Bei den Einzelgängern. Hier darf man keine Beziehungen eingehen. Blöde nur, dass David ausgerechnet hier eine kurzsichtige Frau (Rachel Weisz) kennen- und lieben lernt.
Meinung von Nils
Ich weigere mich vehement, den Titel dieser Besprechung um den selten dämlichen Zusatz des deutschen Verleihs zu ergänzen. The Lobster, in Cannes hoch gelobt, kommt in Deutschland direkt auf DVD heraus. Und da wir alle der englischen Sprache nicht mächtig sind und alle noch eine Holzhammerbehandlung benötigen, bevor wir etwas kaufen, hat sich der Filmverleih den ach so witzigen Zusatztitel "Hummer sind auch nur Menschen" (die Dame, die uns vor dem Film diese Geschichte erzählte, nannte ihn "Hummer sind die besseren Menschen", wobei das auch nicht besser ist). Das anwesende Publikum stöhnte unisono auf, so schlecht ist das.
Gelobt wurde der Film vor allem wegen Colin Farrells schauspielerischen Leistung. Er ist unglaublich traurig. Dabei hat er doch schon in Brügge sehen… und sterben? bewiesen, dass er den Melancholischen spielen kann.
Der Film verdient auf der Skurrilitätsskala eine eigene Maßeinheit. Was war das? Der griechische Regisseur Lanthimos, der auch das Drehbuch mitgeschrieben hat, zeigt uns eine sehr traurige Welt. Wer alleine ist, wer es nicht schafft, einen Partner zu finden, der wird in ein Tier verwandelt. Das Hotel tut alles dafür, den anwesenden "Gästen" zu zeigen, wie gut es doch ist, wenn man zu zweit ist. Onanieren ist zwar erlaubt, aber nur mit Hilfe des Personals.
The Lobster ist traurig, mancher mag sagen depressiv. Dennoch – wie immer im Leben – hat er auch seine lustigen Seiten. Vor allem durch die absurden Situationen und Alltäglichkeiten hervorgerufen. Leider schafft es Lanthimos nicht, das Tempo und die schrägen Ideen aufrechtzuerhalten. Erst zeigt uns The Lobster das Leben im Hotel, dann das im Wald. Liebe ist kein Thema, nur der Zwang mit jemandem zusammen sein zu müssen auf der einen Seite oder dem Verbot dessen. Das stimmt traurig. Als David dann seine ebenfalls kurzsichtige Frau findet, sich eine zarte Liebe, echte Gefühle entwickeln – in einer Umgebung, in der genau das nicht erlaubt und erwünscht ist – bricht Lanthimos der jungen Liebe das Genick. Das Ende von The Lobster ist extrem unbefriedigend und abrupt. Hier ging ihm wohl die Fantasie aus.
The Lobster ist etwas für Menschen, die mit der Liebe nichts am Hut haben oder für Leute, die einfach sehr, sehr skurrile Geschichten mögen. Ich zähle mich zur zweiten Gruppe, war aber, wie oben schon erwähnt, vom Ende arg enttäuscht.