Filmplakat Der Wolfsmensch

6/10

"Vielleicht werden wir außer einem kranken Gehirn nichts finden, aber auch das kann interessant sein." — Der Wolfsmensch, 1941

Der Wolfsmensch

Besprechung

Erst der tragische Tod seines Bruders bringt Larry Talbot (Lon Chaney Jr.) wieder auf den englischen Landsitz seiner Familie. 18 Jahre lang war er in Amerika, nun soll er sich mit dem Volk im Dorfe anfreunden, so will es sein Vater Sir John Talbot (Claude Rains).

Gleich am ersten Abend geht Larry mit der schönen Gwen (Evelyn Ankers) aus. Die bringt noch eine Freundin mit und zu dritt geht man in den Wald zu den Zigeunern, um sich die Zukunft weissagen zu lassen.

In der nebligen Nacht wird die Freundin von einem Wolf angegriffen und getötet. Larry will ihr helfen, kann aber nur noch das Tier erschlagen. Dabei wird er von dem Wolf gebissen. Als die Polizei an den Tatort eilt, findet sie neben dem toten Mädchen nur noch einen erschlagenen Mann. Keine Spur von einem Wolf.

Larry ist nun von der Lykanthropie befallen. Des Nachts wird er zum Werwolf. Vater John und der Hausarzt Dr. Llyod (Warren William) halten die Bedenken Larrys, er könne sich in ein anderes Wesen verwandeln für ein Hirngespinst. Dr. Lloyd behauptet gar, Lykanthropie sei nur eine schwere Form der Schizophrenie.

Doch dann wird eines Nachts der hiesige Totengräber von einem Wolf getötet. Die Dorfbewohner machen Jagd auf das Wesen.

Meinung von

In den 30ern und 40ern des 20. Jahrhunderts gab es einen Horror-Boom in den amerikanischen Kinos. Nachdem schon Frankenstein und die Mumie verfilmt wurden, brauchte Universal einen weiteren Schocker. Angeregt von der uralten Legende, wonach sich Menschen in Tiere verwandeln können, wurde Curt Siodmak beauftragt, eine Werwolf-Geschichte zu schreiben. Es gab zwar bis dahin schon Werwolf-Geschichten wie z.B. Der Werwolf in London (1935), aber in Der Wolfsmensch wird das erste Mal eine komplette Verwandlung in einen Werwolf gezeigt, nicht nur "etwas mehr Gesichtsbehaarung".

Im Grunde ist die Geschichte ziemlich dünn, so reicht sie auch nur für 67 Minuten (das Ende ist übrigens extrem abrupt!). Dennoch kann gerade Lon Chaney Jr. dem Ganzen noch etwas Leben einhauchen. Der riesige Mann spielt den Verzweifelten sehr überzeugend. Seine Augen sind flehend und zeigen die Angst davor, sich zu verwandeln. Wird er tatsächlich zu einem Tier oder wird er "nur" verrückt?

Was ich bisher noch nie so gesehen habe — und The Wolf Man ist eigentlich der Ur-Werwolf-Film —, ist der Gedanke, dass die Werwolf-Werdung nur eine psychische Krankheit ist. Lykanthropie eine Form der Schizophrenie? WTF? Nie gehört. Wurde so später wohl auch nicht mehr aufgegriffen. Dann lieber eine Art Virus.

Dabei liegt der Gedanke noch nicht einmal so fern, die Thematik von einer psychischen Seite zu sehen. Der skeptische Vater von Larry spricht auch von der "Dualseele", die allen innewohnt. Wir haben ein Gut und ein Böse in uns und somit ist eine Verwandlung in ein anderes Wesen durchaus denkbar, so der Vater. Aber eine körperliche Verwandlung in ein Tier — das sei nun wirklich nicht möglich.

Von den "Klassikern" ist meiner Meinung nach der Werwolf-Film die schwächste Horror-Verfilmung. Dennoch hat er natürlich seinen Charme. So sieht der Werwolf, finde ich zumindest, eher aus wie ein Typ mit echt schlechter Frisur und Schweinsnase. Dabei hatte Maskenbildner Jack Pierce so seine Schwierigkeiten mit der Wolfsmaske. Sie sollte nach mehr aussehen, nicht wie in Der Werwolf von London, aber da die damaligen Materialien noch sehr steif waren, blieb ein Mimenspiel somit schwer. Pierce und Chaney Jr. meisterten dieses Problem jedoch sehr ansehnlich. Dafür ist die Musik für diese doch wohl eher günstige Produktion sehr ausgeklügelt.

Die Kulissen sind klasse, so herrlich kitschig auf gruselig gemacht. Es wabert immer schön viel Nebel über den Waldboden und die Beleuchtung ist dramatisch, wie man es erwartet. Von den Schauspielern überzeugt Lon Chaney Jr., von dem ich sonst aber nie wieder etwas gehört habe. Dabei war es Chaney Jr., der in allen Folgefilmen immer wieder das Monster selber gespielt hat. Das war bei anderen Monster-Fortsetzungen nicht der Fall. Dort wurden die Ur-Schauspieler ausgetauscht.