Besprechung
Die Tyrell Corporation hat der Menschheit so genannte Replikanten gegeben. Das sind dem Menschen nachempfundene, künstliche Wesen. Diese werden hauptsächlich außerhalb der Erde eingesetzt — als moderne Sklaven. Auf der Erde sind sie nicht erlaubt und werden von Blade Runner gejagt und „in Ruhestand versetzt“.
Deckard (Harrison Ford) ist so ein Blade Runner. Beziehungsweise er war einer. Bis ihn der Polizist Bryant (M. Emmet Walsh) wieder in der Dienst zurückholt. Deckard soll entflohene Replikanten finden und eliminieren, die eine Art Revolte angezettelt haben und auf die Erde gekommen sind. Angeführt wird der Trupp von Roy Batty (Rutger Hauer), der u.a. die Lust-Replikantin Pries (Daryl Hannah) bei sich hat. Der Repliken Leon Kowalski (Brion James) ist sogar in die Tyrell Corporation eingedrungen. Eine Handlung, die niemand, auch Deckard nicht, versteht.
Deckard lernt bei Tyrell (Joe Turkel) die Replikantin Rachael (Sean Young) kennen, die sich bis zu einer Untersuchung durch Deckard nicht einmal bewusst war, dass sie ein künstlicher Organismus ist. So gut sind die Replikanten mittlerweile. Sie sind so gut, dass sie sich für Menschen halten und als solche auch am Leben festhalten wollen — doch Replikanten der Nexus 6-Serie haben nur eine Lebensdauer von vier Jahren …
Meinung von Nils
Ein Klassiker des SciFi-Films. Wie so viele Filme dieses Genres basiert auch Blade Runner eigentlich auf einem Roman (diesmal mal keine Kurzgeschichte) von Philip K. Dick — "Träumen Androiden von elektrischen Schafen?". Der ursprüngliche Schnitt des Films war wohl mehr auf Geschwindigkeit und Action ausgelegt, im Director's Cut wird Blade Runner doch ein ziemlich ruhiger Film. Es geht um die Frage, wie man mit den Wesen umgehen soll, die man in der Zukunft geschaffen hat. Die Replikanten sind den Menschen in Stärke überlegen und ihnen in Sachen Intelligenz mindestens ebenbürtig. Darf man sie wie Sklaven halten? Darf man ihnen ein Verfallsdatum mitgeben? Vier Jahre ist nun wirklich kein Alter.
Der Director's Cut soll zeigen, dass auch Deckard ein Repliken ist. Es wird oft die Traumszene angeführt, in der er von einem Einhorn träumt. Wieso ausgerechnet das ein Beweis für seine Künstlichkeit sein soll … bleibt mir ein Rätsel. Aber es gibt andere Hinweise. Alle Replikanten haben bei bestimmtem Lichteinfall rote Pupillen, so als würde man ohne Gegenblitz einen Menschen fotografieren. Das sehen wir ganz oft bei Rachael, bei einer Eule und auch bei Deckard. Als Rachael bei ihm ist, aufgebracht, weil Deckard sie als Replikantin "beschimpft" hatte, fragt sie ihn, ob er sie jagen würde? Deckard ist im Hintergrund leicht verschwommen zu sehen — und man erkennt rote Augen.
Schließlich gibt es die Szene, wenn der Polizist Gaff (Edward James Olmos) ihm nach dem Showdown gratuliert. Hier sagt er in der deutschen Synchronisation Sie haben einen Männer-Job getan, Monsieur.
im Original ist es aber You've done a man's job, Sir.
Was dank der Zweideutigkeit der englischen Sprache auch als "Sie haben einen Menschen-Job gemacht." interpretiert werden kann. Ein Menschen-Job, obwohl er doch ein Replikant ist?
Von der Frage abgesehen, ob Deckard nun ein Repliken ist oder nicht, ist Blade Runner natürlich ein Stück Filmgeschichte. Er zeigt mit beeindruckenden Kulissen eine düstere Zukunft. Regisseur Ridley Scott hat sehr viele asiatische Elemente in seiner Zukunftsvision eingeflochten und man hört auch oft arabische Klänge. Alles ein Zeichen von Multikulti. Die Menschheit hat keine Trennungen untereinander mehr, dafür gibt es das "neue Feindbild", die Replikanten.
Große Szene ist der Schlusskampf zwischen Roy und Deckard. Rutger Hauer ist ein wahnsinnig guter Psychopath. Seine Figur ist mächtig und unheimlich, schön und grausam. Dabei allerdings auch verletzlich. Er will doch nichts anderes, als leben. Beeindruckend auch das Bild von Rutger Hauer mit der weißen Taube in der Hand. Ein Zeichen für die Versöhnung zwischen den Spezies — oder den Brüdern.
Blade Runner ist, wie schon erwähnt, ein Teil Filmgeschichte. Die Bilder sind immer noch toll, die Musik steuerte damals — weil Mode — Vangelis bei. Damit haben wir sehr sphärische Klänge, die dem gesamten Film etwas traumartiges verleihen. Immer kann man sich den Film nicht anschauen, weil er doch ein wenig deprimierend — andere nennen es melancholisch — daherkommt. Jüngere Generationen von Filmguckern werden den Streifen vermutlich gar nicht anschauen können, weil er an einigen Stelle doch sehr ruhig ist. Das halten die Kinder heute ja leider nicht mehr aus.